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In Zusammenarbeit mit der Stiftung Berliner Philharmoniker MUSIKFEST BERLIN 11.09.2017 ROBERT SCHUMANN MARK ANDRE LUCA MARENZIO NICOLA VICENTINO LUIGI NONO SWR SYMPHONIEORCHESTER

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  • In Zusammen arbeit mit der Stiftung Berliner Philharmoniker

    M U S I K F E ST B E R L I N

    11.09.2017

    ROBERT SCHUMANNMARK ANDRE

    LUCA MARENZIONICOLA VICENTINO

    LUIGI NONO

    S W R S Y M P H O N I E O RC H E ST E R

  • PDF innentitel (< Basics)

  • Bildnachweise

    S. 10 Luftaufnahme vom Ground Zero 12 Tage nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001, Wikimedia Commons

    S. 13 Foto aus der Serie „wenn der schnee fällt“ © Peter Gartmann (Photocollection Susanne Minder)

    S. 17 Grafik Resonanzinstrumente S. 22 Mark Andre © Kathrin Schander S. 23 Luca Marenzio, Wikimedia Commons S. 24 Luigi Nono © Archivo Storico Ricordi

    Robert Schumann, Illustration aus „Famous Composers and their Works” (1906) S. 25 Nicola Vicentino, aus: ders., „Antica musica ridotto alla musica prattica”, Rom 1955, Wikimedia Commons S. 27 Mojca Erdmann © Felix Broede S. 29 Jörg Widmann © Marco Borggreve S. 30 SWR Experimentalstudio © Anja Limbrunner S. 31 SWR Vokalensemble © Jürgen Altmann S. 32 SWR Symphonieorchester © Uwe Ditz S. 33 Peter Rundel © Astrid Ackermann

  • Montag 11. September 20:00 Uhr Musikfest Berlin 2017

    S. 5 Konzertprogramm

    S. 6 Besetzung

    S. 8 Martin Wilkening: An der Schwelle des Hörbaren

    S. 16 Michael Acker: Live-Elektronik ohne Lautsprecher

    S. 19 Texte

    S. 22 Komponisten

    S. 26 Interpret*innen

    S. 40 Musikfest Berlin 2017 im Radio und Internet

    S. 42 Musikfest Berlin 2017 Programmübersicht

    S. 44 Impressum

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  • Bitte schalten Sie Ihr Mobiltelefon vor Beginn des Konzerts aus.

    Bitte beachten Sie, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind.

    Das Konzert wird von Deutschlandfunk Kultur am 12. September 2017 ab 20:03 Uhr übertragen. Deutschlandfunk Kultur ist in Berlin über 89,6 MHz, Kabel 97,50 MHz, bundesweit über Satellit, DAB+ und über Livestream auf ww.deutschlandfunkkultur.de zu empfangen.

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  • Robert Schumann (1810 – 1856) Ouvertüre zum Dramatischen Gedicht Manfred op. 115 (1848)

    Mark Andre (* 1964) über für Klarinette, Orchester und Live-Elektronik (2015)

    Pause

    Luca Marenzio (1553 – 1599) Crudele, acerba, inesorabil morte fünfstimmiges Madrigal aus: Il nono Libro de’ Madrigali à cinque voci (1599)

    Nicola Vicentino (1511 – 1576) L‘aura che´l verde lauro et l’aureo crine fünfstimmiges Madrigal aus: Madrigali a cinque voci, Libro quinto (1572)

    Luigi Nono (1924 – 1990) Il canto sospeso für Sopran-, Alt- und Tenorsoli, gemischten Chor und Orchester (1955 / 56)

    Jörg Widmann Klarinette Mojca Erdmann Sopran Jenny Carlstedt Mezzosopran Robin Tritschler Tenor

    SWR Experimentalstudio Live-elektronische Realisierung Michael Acker, Joachim Haas, Sven Kestel Klangregie SWR Vokalensemble Michael Alber Einstudierung SWR Symphonieorchester Peter Rundel Leitung

    Schwebender Gesang

    20:00 Uhr 19:00 Uhr Einführung mit Martin Wilkening

    Montag 11. SeptemberPhilharmonie

    Eine Veranstaltung der Berliner Festspiele / Musikfest Berlin

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  • Besetzung

    Robert Schumann Manfred

    2 Flöten 2 Oboen 2 Klarinetten in B 2 Fagotte 4 Hörner (Ventilhörner in Es, Waldhörner in Es) 3 Trompeten in Es 3 Posaunen (Alt, Tenor, Bass) Pauken Violinen I, Violinen II, Violen, Violoncelli, Kontrabässe

    Entstehungszeit: 1848 Uraufführung: Am 14. März 1852 im Leipziger Gewandhaus unter der Leitung des Komponisten

    Mark Andre über

    Klarinette solo 3 Flöten 3 Oboen 4 Klarinetten 3 Fagotte 4 Hörner (plus Wagnertuben) 3 Trompeten 3 Posaunen 1 Tuba 4 Schlagzeuger Harfe Klavier Akkordeon Violine I, Violine II, Viola, Violoncello, Kontrabass

    Entstehungszeit: 2015 Kompositionsauftrag des SWR.

    „In memoriam Armin Köhler und des Freiburger SWR Orchesters”. Uraufführung: Am 18. Oktober 2015 bei den Donaueschinger Musiktagen mit dem Experimentalstudio des SWR, SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg unter der Leitung von Francois-Xavier Roth

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  • Besetzung

    Luigi Nono Il canto sospeso

    4 Flöten (auch Piccoloflöte) 2 Oboen 2 Klarinetten in B Bassklarinette 2 Fagotte 6 Hörner in F 5 Trompeten in B und D 4 Posaunen Pauken (3 Spieler) Schlagzeug: 5 Trommeln ohne Schnarrsaiten, 5 Hängende Becken Vibraphon, Xylophon, Marimbaphon, Glockenspiel, 12 Glocken 2 Harfen Celesta Violinen I, Violinen II, Violen, Violoncelli, Kontrabässe

    Entstehungszeit: 1955 – 1956 Kompositionsauftrag des Westdeutschen Rundfunks Köln 1956 Uraufführung: Am 24. Oktober 1956 Köln im Großen Sendesaal des WDR im Rahmen des Festivals „Musik der Zeit” mit Ilse Hollweg (Sopran), Eva Bornemann (Alt), Friedrich Lenz (Tenor) und dem Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester und dem Kölner Rundfunkchor unter der Leitung von Hermann Scherchen.

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  • I.

    Robert Schumann war ein begeisterungsfähiger Leser. Aber kaum ein Stoff schlug ihn so stark und anhaltend in Bann, wie Lord Byrons „Man-fred“. 1817 war das Lesedrama, der Autor selbst sprach von „Mental Theatre“, erschienen, bald darauf lag auch die deutsche Übersetzung vor. Schumann las sie zum ersten Mal 1829, als 18-Jähriger, und die ein-same Gestalt des aufbegehrenden, verzweifelt-stolzen Helden nährte die unheilvollen Seiten seiner eigenen Stimmungen. In selbstgewählter Ver bannung lebt Manfred weltabgewandt in den Schweizer Bergen, er ringt mit Geistern und Dä monen, unerlöst von der Schuld eines in-zestuösen, durch den Tod seiner Halbschwester Astarte beendeten Liebes verhältnisses. „Nichts – Billard – Auf geregter Seelenzustand – Bettlectüre: Manfred v. Byron – schrekliche Nacht“ notiert er 1829 im Tagebuch, nachdem ihn der Anblick einer un bekannten Schönen ruhelos durch die Straßen von Heidelberg getrieben hatte. Und drei Tage später bereitete ihm die Schauerromantik von Byrons „Childe Harold“ eine

    „schreckliche Nacht mit Todtenträumen“.

    Im Juli 1848, während er seine Oper „Genoveva“ beendete, wurde der „Manfred“ dann zunächst zum Gegenstand von Vorlesungen im privaten Dresdener Kreis und schließlich einer eigenen Komposition. Das Tage - buch spricht jetzt von „Manfred-Begeisterung“. Schumanns „Manfred“ lässt sich als Theatermusik keinem festen Genre zuordnen, es ist eine Art Gesamtkunstwerk mit Musik und Vokalpartien in den Nebenrollen, während die Hauptfigur melodramatisch als Sprechrolle angelegt ist. Schumann selbst bezeichnete die Komposition, so wie Byron seinen Text, als „Dramatisches Gedicht“. Die Ouvertüre entstand vor der Komposition der Szenen. Sie wurde vom Komponisten nicht nur als Einzelstück aufge-führt, sondern auch separat veröffentlicht und hat so, als Konzertouver-türe, im Gegensatz zu der übrigen „Manfred“-Musik einen festen Platz im Repertoire gewonnen. Gegenüber Byrons Vorlage besitzt sie auch einen höheren Grad an Wahrhaftigkeit. Denn während die Musik im Schluss-stück von Schumanns „Manfred“-Szenen gegen alle Intentionen Byrons von Erlösungshoffnung spricht, kehrt die Ouvertüre im Kreis zur düsteren Musik ihres Anfangs zurück. Insofern zielt die beißende Kritik Friedrich Nietzsches, der sich in „Ecce Homo“ zu einer Art Über-Byron stilisiert,

    An der Schwelle des Hörbaren

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  • zwar auf den Schluss von Schumanns Schauspielmusik, aber eigentlich an der Ouvertüre vorbei: „Mit Byrons ‚Manfred‘ muss ich tief verwandt sein: ich fand alle diese Abgründe in mir – mit dreizehn Jahren war ich für dies Werk reif. (…) Aber die Deutschen sind unfähig jedes Begriffs von Größe: Beweis Schumann. Ich habe eigens, aus Ingrimm gegen diesen süßlichen Sachsen, eine Gegenouvertüre zum Manfred komponiert, von der Hans von Bülow sagte, dergleichen habe er noch nie auf Notenpapier gesehen: das sei Notzucht an der Euterpe“ (die Muse des Flötenspiels).

    In der „Manfred“-Ouvertüre wird das Aufgewühlte und Zerrissene, das Byrons Dichtung prägt, zur Erscheinung der Musik selbst. Sie wirkt ruhe- los, getrieben, voll von Sprüngen und Brüchen, obwohl durch den Prozess ständiger Variantenbildung eine große strukturelle Dichte herrscht. Diese dient gerade dazu, Mehrdeutigkeit herzustellen. Die Grund-Tonart schwankt zwischen Es-Dur und es-Moll, die Form folgt einem Sonaten-hauptsatz, bei dem aber von Anfang an ein hohes Maß an Verarbeitung herrscht und die Grenzen der Formteile nicht immer eindeutig zu bestim-men sind. Ganz ungewöhnlich ist der Anfang mit einem eintaktigen Vorspann vor der langsamen Einleitung, der wie das plötzliche Aufziehen eines Theatervorhangs wirkt. Die drei Akkorde zu Beginn sind als Syn kopen notiert, ohne dass der Hörer dabei über eine metrische Orientierung ver-fügt. Sie beginnen „rasch“, im forte und reißen nach einem schnellen Crescendo plötzlich ab. Erst dann setzt die Musik der Einleitung ein:

    „langsam“, im piano, mit allmählich wahrnehmbarem Puls. Der Vor-spann-Takt kehrt so nie wieder, seine flüchtige Erscheinung mit drei syn-kopierten Vierteln transformiert sich in die Gestalt des von denselben Synkopen geprägten Hauptthemas, das nach der Einleitung hervortritt.

    II.

    Die Erscheinung von Mark Andres „über“, einer Komposition für Klarinette, Orchester und elektronisches Zuspiel, gleicht der eines Mysteriums an der Grenze von sinnlicher und geistiger Wahrnehmung. Atem und Wind, die periodische Schwingung der Luft in einem Körper und das scheinbar ziel-lose Umherschweifen der Luftströmungen im Makrokosmos, das sind die

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  • Martin Wilkening: An der Schwelle des Hörbaren

    Bewegungsformen, die sich hier verbinden. Das Stück entwirft in etwa 35 Minuten einen atmosphärischen Klangraum, in dem die Schwingungs-bewegungen der Luft selbst zum Thema der Wahrnehmung werden, zum Entwurf eines beseelten und vom göttlichen Pneuma erfüllten Raumes, wie ihn auch Francesco Petrarca in seinem 247. Sonett beschwört, das in diesem Konzert in einer Vertonung aus dem 16. Jahrhundert erklingt.

    Schon der Titel von Andres Stück verweist auf räumliche Vorstellungen, ohne dabei zu benennen, was durch die Präposition „über“ verbunden wird. Einen Hinweis gibt das Bibelzitat, das im Schlussteil des Stückes in der Partitur notiert ist. Es soll nicht gesprochen werden, sondern ist ein Vorschlag zur stummen Lektüre für die Ausführenden: „Der Herr segne dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig, der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden“. Was dem Gläubigen als Segen erfahrbar wird, ist, ästhe - tisch gesehen, eine Präsenz, die innerhalb der sinnlichen Wahrnehmung allenfalls Spuren hinterlässt, aber eigentlich jenseits des Wahrnehm - baren liegt.

    Andres Musik nimmt ihren Ausgangspunkt von der Schwelle des gerade noch Hörbaren, sie bewegt sich über weite Strecken in den untersten Randbereichen der Dynamik – die ersten Töne der Klarinette sind jeweils durch an- und abschwellende Dynamik moduliert, an deren Höhepunkt ein fünffaches piano steht. Und auch, wenn nach etwa einem Drittel des Stückes zum ersten Mal das ganze Orchester in Bewegung kommt, bildet sich ein Klang zwischen pp und pppp. Spannung entsteht da- durch, dass Andre die Klangerzeugung bis in feinste Abstufungen aus-differenziert, so dass der Hörer einem paradoxen Geschehen begegnet. Auf der einen Seite ist dies von einer Vielschichtigkeit und Feinheit, die nicht nur analytisch feststellbar, sondern auch intuitiv fühlbar ist. An- dererseits erscheint das Klanggeschehen der Wahrnehmung nur ange -deutet, so als ob die eigentliche Erscheinung ihr noch vorenthalten bliebe, die musikalischen Vorgänge auf geheimnisvolle Weise sich voll-ziehen, nah und fern zugleich, aber ohne sich eigentlich an einen Außen-stehenden zu richten.

    Die Form des ganzen Stückes wirkt wie ein Prozess allmählicher Heraus-bildung von Gestalten, die zunächst als Schattenformen auftauchen, in der zweiten Hälfte des Stückes deutlicher hervortreten und nun in eine andere, nämlich sprechende Beziehung zum Hörer treten. Aus den fließenden Atemzügen kristallisiert sich zunächst ein Tanz heraus, des - sen Rhythmus dann in einem regelmäßigen Pulsieren verklingt. Dabei gewinnen deutlich hervortretende melodische Bewegungen und Zentral-

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  • Essay

    töne an Gewicht. Und auch die Beziehung zwischen der Solo-Klarinette und dem Orchester erhält kurz vor dem Schlussteil eine neue Qualität. Ein einziges Mal nach all den fließenden Übergängen zuvor, und deshalb umso eindrucksvoller, steht sie im Zeichen eines schroffen Aufeinander-prallens. Zum ersten Mal zieht sich das Soloinstrument vollständig zurück, und im Orchester kommt es, wie eine Reaktion auf alles Vorausgegan-gene, zu einer heftigen Auseinandersetzung. Diese bricht plötzlich ab und wird von der Klarinette mit einem rauen Vielklang beantwortet. Der Schlussteil gehört dann der Klarinette allein, die sich mit weiten, durch Pausen unterbrochenen Schritten in die Höhe schwingt. „Ekstatisch“ lautet die Spielanweisung auf dem letzten, im Nichts verklingenden Ton.

    III.

    Die italienischen Madrigalisten des 16. Jahrhunderts bildeten für Luigi Nonos Musikdenken ebenso wichtige Bezugspunkte wie Lord Byron und Schumanns „Manfred“-Ouvertüre. Noch spät beschäftigten ihn Pläne für ein eigenes Manfred-Projekt und Spuren der Auseinandersetzung mit Schumanns Partitur finden sich in seinem „Prometeo“ der 80er Jahre. Das Programm des Konzerts ist also in gewissem Sinn auch eine Hom-mage an den venezianischen Komponisten.

    Nicola Vincentino wird im Gegensatz zu Luca Marenzio heute weniger als Komponist, sondern vor allem als Musiktheoretiker und Instrumenten-erfinder wahrgenommen. Nono mag in ihm eine Art Vordenker gesehen haben und er zitierte gerne einen programmatischen Satz aus einer von Vincentino mit Kompositionsbeispielen angereicherten Schrift, in der er sagt: „Ihr werdet vieles zu hören bekommen, worin weder der Verstand mit der Sinnlichkeit gut Freund ist, noch die Sinnlichkeit dem Verstand gewachsen ist.“ In seiner spekulativen Beschäftigung mit Stimmungen und dem antiken griechischen Tonsystem hatte Vincentino auch das Gebiet der Mikrointervallik für die künstlerische Praxis erkundet und das sogenannte Arcicembalo entwickelt, dessen Oktave durch gebrochene schwarze Tasten in 35 Töne unterteilt wird. Sein Madrigal „L’aura che `l verde lauro et laureo crine“ (Die Luft, die den grünen Lorbeer und die goldenen Locken bewegt) verwendet die erste Strophe eines Sonetts aus Francesco Petrarcas „Canzoniere“. Es ist das Sonett, das demjenigen über den Tod der Geliebten, die in der ganzen Sammlung besungen wird, unmittelbar vorausgeht. Ihr Name, Laura, wird fast nie direkt ausgespro-chen, sondern über die Anklänge ähnlicher Wörter evoziert – hier in ex-tremer Verdichtung, die ihre dem Tod geweihte Gestalt schon ganz in den Echos der Natur aufgehen lässt. Vincentinos Madrigal schöpft in den Imitationen des Anfangs aus diesen Verschiebungen und Überlagerungen

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  • des Sprachklangs, ebenso wie aus solchen Schlüsselwörtern wie „move“ (er bewegt), das innerhalb weniger Takte ein Feld extremer Chromatik mit einem Spektrum aller Halbtöne erzeugt. Auffällige Manierismen sind das häufige Schwanken zwischen den Tongeschlechtern Dur und Moll sowie extreme Akkordfortschreitungen, etwa von Es-Dur nach E-Dur.

    Auch das Madrigal von Luca Marenzio greift auf einen Text aus Petrarcas „Canzoniere“ zurück, eine einzelne berühmte Strophe aus einer Sestine. Was sich in dem ersten Petrarca-Gedicht assoziativ andeutet (über die Symbolik des Lorbeers, die von Apollo, dem Musengott, in eine Pflanze verwandelte Daphne) wird hier zum Gegenstand der Reflexion: die Frage, wie lebendige Empfindungen sich mit den Mitteln und im Rahmen der Kunst ausdrücken lassen. Marenzios Madrigal entwickelt sich aus einem statischen Grundklang („acerba“, streng) zu einem Gewebe, das die Wörter nicht nur ausmalt, sondern in vielschichtiger Weise geradezu wortgezeugt erscheint, in den chromatischen Trübungen der „giorni os-

  • Essay

    curi“ (der dunklen Tage), den suchenden schnellen Imitationen bei „non vanno in rime“ (sie – die Schmerzen - fügen sich nicht in den Reim) und den ab- und aufsteigenden Linien, die das harte Leid („duro martyr“) und dessen Sieg über das Kunstwollen in sinnlich-ästhetische Erfahrung – und damit doch wieder in Kunst – übersetzen.

    IV.

    Luigi Nonos „Il Canto sospeso“ entstand in den Jahren 1955/56 als Auf-tragswerk des Westdeutschen Rundfunks. Die Uraufführung fand im Oktober 1956 in Köln statt. Neben den Darmstädter Ferienkursen, bei denen 1950 überhaupt zum ersten Mal ein Werk von Nono im Konzert erklang, waren es bis zum Ende der fünfziger Jahre im wesentlichen die Rundfunksender der jungen Bundesrepublik, die seiner Musik eine Öffent-lichkeit boten. Was Nonos Position auszeichnete, war, dass er einerseits wie Karlheinz Stockhausen oder Pierre Boulez emphatisch für eine Rei-nigung der Musiksprache eintrat. Sie sollte durch die Verwendung von seriellen Ordnungsmustern entstehen, die auf vielschichtige Weise als Generatoren wie als Filter des schöpferischen Prozesses wirken. Anderer-seits aber hat sich Nono von Beginn an auch, ähnlich wie Hans Werner Henze, als einen Komponisten verstanden, dessen Musik durch die Bezug-nahme auf Texte auch konkrete gesellschaftliche Fragen reflektieren sollte. In den fünfziger Jahren war dies aus seiner Perspektive der Blick auf eine Gesellschaft, die angesichts des Wiederaufbaus und der Auf-rüstung in Gefahr war, sich in Selbstvergessenheit zu verlieren und die Chance zu vertun, aus der Erfahrung des gerade vergangenen Krieges heraus eine wirkliche Neuorientierung zu wagen. Bei Nono, der seit 1952 Mitglied der Kommunistischen Partei Italiens war, entsprach dies keiner dogmatischen Belehrung, sondern vielmehr einem Gefühl der Anteil-nahme am Leid anderer, einem durch die Geschichte gespiegelten tra-gischen Lebensgefühl.

    Die Textvorlagen seiner Stücke aus den fünfziger Jahren beziehen sich zunächst mehrfach auf Federico García Lorca und den Spanischen Bür- gerkrieg. Mit dem „Canto sospeso“ greift Nono dann das Thema der Ré-sistance, des europäischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus auf. Er verwendet dazu keine literarischen Texte, sondern Dokumente, Ausschnitte aus Briefen von Widerstandskämpfer*innen aus verschiede-nen europäischen Ländern, die angesichts ihrer bevorstehenden Hinrich-tung auf ein zentrales Motiv gerichtet sind: den Abschied von der Welt als Apell an den Mut der Nachwelt. Die Buchausgabe dieser Briefe, die in zahl reichen Sprachen eine große Verbreitung fand, war 1954 zuerst auf Italienisch erschienen, eine deutschsprachige Ausgabe kam bald darauf

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  • Martin Wilkening: An der Schwelle des Hörbaren

    in der Schweiz und der DDR heraus, nicht jedoch in der Bundesrepublik, von wo aus aber die Rezeption von Nonos Werk ihren Ausgang nahm. Thomas Mann hatte 1954 in Zürich zu der Sammlung ein mahnendes Vor-wort geschrieben, das, ohne Begriffe wie Konfrontation der politischen Blöcke, Antikommunismus oder atomare Aufrüstung direkt zu nennen, doch von dort aus, aus der Situation der verdrängend aggressiven Gegen-wart heraus, die Frage stellt, ob die Welt vergessen habe, wofür die jun-gen Widerstandskämpfer*innen gestorben sind: „Umsonst? Zuschanden geworden ihr Traum und Tod? – Es kann nicht so sein. Noch keine Idee, für die reinen Herzens gekämpft, gelitten, gestorben wurde, ist zugrunde gegangen. Noch jede ist verwirklicht worden – und trug dann alle Makel der Wirklichkeit; aber Leben gewann sie.“

    Der „Canto sospeso“, als schwebender / aufgehobener Gesang, gibt einen Vorschein dieses zukünftigen Lebens gerade durch seine Spannung zwi-schen dem dokumentarischen Charakter der Texte und deren avancierter musikalischer Vergegenwärtigung. In dem achtteiligen Zyklus erscheinen Musik und Text in vielfältig differenzierten Übergängen zwischen den Polen fast deklamatorischer Sprachvertonung (vor allem in den Solo- Partien) und einer Transzendierung des Wortes und seiner Lautgestalt in musikalische Strukturen. Nono konnte sich, ausgehend von der aktuellen Auseinandersetzung mit dem Serialismus, im Umgang mit Sprache zwischen Bedeutung und Schallform ebenso auf die artifizielle Sprach-vertonung der italienischen Madrigalisten des 16. Jahrhunderts beziehen, die er mit seinem Lehrer Bruno Maderna intensiv studiert hatte, wie auch auf etwas, das er damals allenfalls ahnte, und das erst bei seiner bald folgenden Arbeit mit elektronischer Musik entscheidend wurde: die Ent-deckung und Darstellung eines klingenden Raumes. Rückblickend konsta-tierte er: „Über die ursprüngliche Provokation der Bedeutungsebene hin-aus fungiert der Text als besonderes akustisch-phonetisches Material. Erst später, im Studio di Fonologia der RAI in Mailand und erst recht mit der Freiburger Live-Elektronik, wurde mir bewusst, was ich mit mancher Chorpartie des ‚Canto sospeso‘ zu erreichen hoffte. Ich habe erst viel später verstanden, dass sich mir ein Verfahren der Klangverräumlichung aufdrängte. Auch unter diesem Gesichtspunkt enthält ‚Il Canto sospeso‘ noch versteckte kompositorische Geheimnisse, die immer noch nicht analysiert wurden oder nicht analysierbar sind.“

    Martin Wilkening

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  • In seinem Orchesterwerk „über“ setzt Mark Andre wie schon in einigen Werken zuvor live-elektronische Mittel als eigenständiges Instrument seiner Partitur ein. In „über“ jedoch verzichtet er zur Darstellung der Live-Elektronik beinahe gänzlich auf die Verwendung von Lautsprechern, denen nur noch eine untergeordnete Rolle zur lokalen Verstärkung der Soloklarinette sowie einer Einspielung zufällt. Was zunächst wie ein Wider-spruch klingt, ist eine Konsequenz der bedrückenden Ausgangssituation die Mark Andre vorfand, als er mit den Arbeiten zu „über“ begann. Der plötzliche Tod Armin Köhlers, dem Auftraggeber und langjährigen Leiter der Donaueschinger Musiktage, und die Gewissheit für einen Klangkörper, das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg zu schreiben, der in dieser Form nicht mehr fortbe stehen würde, veranlassten Mark Andre das Werk mit dem Untertitel „in memoriam Armin Köhler und des Frei-burger SWR Orchesters“ zu versehen.

    Mark Andres erster Arbeitsaufenthalt im Experimentalstudio zur Entwick-lung der Live-Elektronik war geprägt von einer Atmosphäre des Verlustes und der daraus resultierenden Suche nach einer klanglichen Umsetzung der „vertikalen Aufhebung des Klang/Zeitkörpers in seinem Zustand des Fortgehens, Verschwindens ..., nach extrem zerbrechlichen Zwischen-räumen im Innersten“. So äußerte sich Mark Andre im Vorfeld der Kom-position. Die beschriebene fragile Situation forderte ein Umdenken seiner bislang bewährten live-elektronischen Sprache, die Klangquellen mittels Lautsprecher über den gesamten Konzertraum verteilt vorsieht.

    Die Fokussierung auf den orchestralen Klangkörper selbst und auf die „zer-brechlichen Zwischenräume in Innersten“ legte es nahe eben keine Laut-sprecher zu verwenden, sondern auf eine Technik zurückzugreifen, die mit Hilfe sogenannter „Transducer“ (dt. „Übertrager”) Resonanzkörper und insbesondere Resonanzkörper von Musikinstrumenten mit elektrischen Schwingungen zum Klingen anregen. Diese Technik, die im Prinzip bereits seit den 1920er Jahren bekannt ist, aber nie größere Verbreitung gefunden hat, wird hier erstmals konsequent auf ein gesamtes Symphonieorchester angewandt. Die Live-Elektronik erklingt also nicht aus Lautsprechern, sondern aus den Resonanzkörpern der Orchesterinstrumente selbst. Im SWR Experimentalstudio untersuchte Mark Andre systematisch die Orches-terinstrumente auf ihre Eignung und entschied sich, mit den Übertragern

    Live-Elektronik ohne Lautsprecher Mark Andre „über“

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  • die Resonanzkörper der Kontrabässe, Harfen, Flügel, TamTam und Pauken anzuregen, die einerseits gut resonieren und andererseits eine ausgeprägte, eigenständige Klangqualität aufweisen. Jede Klangquelle, die mit den Über tragern in den fremden, sozusagen ausgeliehenen Resonanzkörper eingebracht wird, schwingt nun mit dem ureigenen Klangbild des Reso-nanzkörpers aus. Es entstehen interessante Zwischenklänge der ursprüng-lichen Quelle und der jeweiligen charakteristischen Resonanz. Quelle und Resonanz können dabei eine beliebige Distanz bzw. Nähe einnehmen, so-wohl im räumlichen wie im klanglichen Sinne. Die Anwendung der Über-trager ermöglicht ferner das Überschreiten der bisher gültigen physikali-schen und spieltechnischen Möglichkeiten, was hier am Beispiel des Flügels geschieht. Der mit Übertragern erweiterte Resonanzflügel ist herkömmlich, also gleichstufig gestimmt, dennoch ist es möglich, jede beliebige mikro-tonale Zwischenstufe zu erzeugen. Hierzu wird mit einer speziellen Soft-ware der Klavieranschlag, also die Quelle, in der gewünschten Tonhöhe synthetisiert und erklingt dann ganz natürlich über den Resonanzboden

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  • Michael Acker: Live-Elektronik ohne Lautsprecher

    des Flügels aus dem Instrument selbst. Das klangliche Ergebnis ist täu-schend echt. Der Resonanzflügel wurde für Mark Andres Werk „über“ im SWR Experimentalstudio eigens entwickelt.

    Durch die Verbindung und Kombination verschiedener Klangquellen mit den unterschiedlichen Resonanzinstrumenten schafft Mark Andre ein neues übergeordnetes Meta-Instrument, in dem die Grenzen der einzel- nen Instrumente und deren Körperlichkeit verschwimmen und scheinbar auf gehoben werden. Die Grafik auf der vorhergehenden Seite veran-schaulicht diese Verbindungen.

    Eine zentrale Rolle auch hinsichtlich der Elektronik spielt die Soloklari nette. Der Solist Jörg Widmann, der mit seinem Wunsch nach einem Klarinetten-konzert an Mark Andre herangetreten war, ist somit auch Mitinitiator und wichtiger Ideengeber während der Entstehungszeit des Werkes. Der Solo-part ist Jörg Widmann auf den Leib geschrieben. Ein Zeugnis davon ist die Schlusskadenz, die, weitestgehend ausnotiert, dem Solisten genügend Freiraum lässt, seine ebenso brillante wie feinsinnige, bis in die leisesten Zwischenräume höchst virtuose Spieltechnik zu entfalten.

    Die Klänge der Soloklarinette können laut Partitur direkt oder live-elektro-nisch bearbeitet in einen oder gleich mehrere Resonanzkörper wandern, zeitgleich oder zeitlich versetzt. So taucht die Soloklarinette hier als Schatten im Kontrabass, dort in ihre Obertöne fragmentiert im Tamtam oder der Harfe auf, dann als zeitlich versetztes Selbstzitat in den Pauken.

    Vorsichtig zeichnet die Live-Elektronik ein fragiles Changieren zwischen Räumen unterschiedlicher Präsenz, bleibt aber immer atmosphärisch im Hintergrund. Auf dieser Ebene findet der kompositorische Leitgedanke – im Gedenken an Armin Köhler und das Freiburger SWR Sinfonieorchester – seine live-elektronische Umsetzung. Ein Mensch und ein von Menschen gebildeter Klangkörper hinterlassen mit ihrem lebendigen Wirken und ihrem Verschwinden aus dem Leben fortwirkende Impulse, die zeitlich losgelöst in der Nachwelt widerhallen. In der Schlussphase des Werkes erscheinen die geflüsterten Vornamen einiger Musiker des ehemaligen Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg akustisch aus den Reso - nanz instrumenten in veränderter und gefärbter Klangidentität. Umso erfreulicher ist es, dass „über“ in Berlin zum ersten Mal vom SWR Symphonieorchester aufgeführt wird, das aus der Fusion der beiden zuvor eigenständigen Sinfonieorchester des SWR hervorging.

    Michael Acker, SWR Experimentalstudio Realisierung der Live-Elektronik und Klangregie

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  • Texte

    Luca Marenzio

    Crudele, acerba, inesorabil morte

    Crudele, acerba, inesorabil morte, Grausamer, strenger, unerbittlicher Tod,cagion mi dài di mai non esser lieto du bist der Grund, dass ich kein Glück mehr finde,ma di menar tutta mia vita in pianto, mein ganzes Leben in Tränen verbringe,e i giorni oscuri e le dogliose notti. mit dunklen Tagen und quälenden Nächten.i miei gravi sospir’ non vanno in rime Mein schweres Seufzen fügt sich nicht zu Reimene il mio duro martir vince ogni stile. und mein grausames Martyrium siegt über

    jeden Ausdruck.

    aus: Francesco Petrarca (1304 – 1374) „Mia benigna fortuna e l’hiver lieto“, Canzoniere Nr. 332, 2. Strophe (1348)

    Nicola Vicentino

    L‘aura che´l verde lauro et l’aureo crine

    L‘aura che’l verde lauro e l‘aureo crine Der Lufthauch, der den grünen Lorbeer und das goldfarbene Haar

    soavemente sospirando move, sanft atmend schaukelt,fa con sue viste leggiadrette e nove lässt mit graziösen Gestaltenl’anime da’ lor corpi pellegrine. die wandelnden Seelen ihrer Körper heraustreten.

    Candida rosa nata in dure spine, Unschuldige Rose, geboren aus dem harten Dorn,quando fia chi sua pari al mondo trove, wann wird die Welt eine andere von deinesgleichen finden,gloria di nostra etade ? O vivo Giove, Ruhm unseres Alters? Oh leuchtender Jupitermanda, prego, il mio in prima che’l suo fine. mach, ich bitte dich, dass mein Ende

    dem ihren voranschreitet.

    Sì ch‘io non veggia il gran pubblico danno Dass ich nicht den öffentlichen großen Schmerz verspüre,e’l mondo rimaner senza ‘l suo sole, die Welt ohne ihre Sonne verbleibt,né gl‘occhi miei, che luce altra non hanno, weder meine Augen, die kein anderes Licht haben,

    né l‘ alma, che pensar d‘ altro non vòle, noch meine Seele, die nur Gedanken für sie hat,né l‘ orecchie, ch‘ udir altro non sanno noch mein Gehör, unfähig das zu hören,senza l’oneste sue dolci parole. das nicht ihr liebliches Wort ist.

    Aus: Francesco Petrarca (1304 – 1374), Canzoniere Nr. 246, 1. Strophe (1348)

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  • Texte

    I Orchester

    II Chor a capella

    „ … ich sterbe für eine Welt, die mit so starkem Licht, solcher Schönheit strahlen wird, dass mein Opfer nichts ist. Millionen von Menschen sind für sie gestorben auf den Barrikaden und im Krieg. Ich sterbe für die Gerechtigkeit, unsere Ideen werden siegen …“

    Anton Popov, Bulgare, 26 Jahre, Lehrer und Journalist. Stammt aus einer Familie politisch Verfolgter, veröffentlichte Erzählungen und Gedichte. Er wurde am 23. Juli 1943 in Sofia füsiliert.

    III Sopran, Alt- und Tenor-Solo und Orchester

    „ … Papa, sie bringen mich nach Kessariani zur Hinrichtung mit sieben anderen. Ich sterbe für die Freiheit und das Vaterland …“

    Andreas Likourinos, 14 Jahre alt, Schüler, geboren in Kallithea / Athen. Ohne Prozess am 5. September 1943 in Kessariani füsiliert.

    „ … heute erschießen sie uns. Wir sterben als Männer für das Vaterland. Seit unserer würdig …“

    Elefthèrios Kiossès, 19 Jahre alt, Student der Literatur und Philosophie aus Griechenland, am 5. Juni 1942 in Kessariani als Geisel erschossen.

    „ … sie hängen mich auf dem Platz, weil ich Patriot bin. Dein Sohn geht, er wird die Glocken der Freiheit nicht hören …“

    Konstantin Sirbas, Grieche, 22 Jahre alt, Friseur. In Gegenwart seines Vaters auf dem Hauptplatz in Trikala am 18. April 1943 gehängt.

    IV Orchester

    V Tenor-Solo und Orchester

    „ … wenn der Himmel Papier und alle Meere der Welt Tinte wären, ich könnte Euch mein leid nicht beschreiben und all das, was ich rings um mich sehe. Ich sage allen Lebwohl und weine …“

    Chaim, Pole, 14 Jahre alt, Bauernsohn, geboren in Galizien. Er wurde bei einer Razzia aufgegriffen und mit Tausenden anderen jungen Juden in das Lager Pustkow gebracht und dort getötet. Der durch den Stacheldraht gesteckte Brief wurde von einem Bauern gefunden und den Eltern gegeben.

    VI Chor und Orchester

    „ … die Tore öffnen sich. Da sind unsere Mörder, Schwarz gekleidet. Sie jagen uns aus der Synagoge. Wie hart es ist, von dem so schönen Leben für immer Abschied zu nehmen!“

    Esther Srul Im September wurden diejenigen der 10.000 Einwohner von Kowul in Wolhuynien, die nicht getötet worden waren, in die Synagoge eingesperrt. Gruppenweise wurden die Gefangenen rausgelassen und erschossen ... In den Trümmern der Synagoge fand man Botschaften in jidischer Sprache.

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  • Texte

    VII Sopran-Solo, Frauenchor und Orchester

    „ … leb wohl, Mutter, deine Tochter Ljubka geht fort in die feuchte Erde …”

    Ljubka Schewtzowa, Mitglied der Jugendgruppe Molodaia Gwardija (Junge Wacht) wurde von den Deutschen verhaftet und gefoltert. Am 7. Februar 1943 wurde sie, eine Woche vor der Befreiung Krasnodons, durch die SS getötet.

    VIII Orchester

    IX Chor und Pauken

    „ … ich habe keine Angst vor dem Tode … “ Irina Malozon, Mitglied der Jugendorganisation Komsomol, verteilte Material, das ihr Onkel (der, an den der Brief gerichtet ist) verfasste. Übte im Widerstand Verbindungsmöglichkeiten aus, wurde von den Deutschen gefangen genommen und getötet.

    „ … ich bleibe ruhig und gefasst angesichts des Hinrichtungskommandos. Sind jene auch so ruhig, die uns verurteilt haben?“

    Eusebio Giambone, 40 Jahre alt, Maschinensetzer, geboren in Monferrato / Asti. Beteiligte sich mit Gramsci an der Besetzung von Fabriken, wurde 1923 zur Aus wanderung nach Frankreich gezwungen und arbeitete dort im Widerstand. Aus Frankreich aus-gewiesen kehrt er nach Turin zurück und schloss sich dort der Widerstandsbewegung an. Am 5. April 1944 von einem Exekutions corps der republikanischen Nationalgarde auf dem nationalen Schießplatz Martinetto in Turin füsiliert.

    „ … ich gehe im Glauben an ein besseres Leben für euch …“

    Elli Voigt, 32 Jahre alt, geboren in Berlin. Kam mit der geheimen Widerstandsbewegung der Arbeiter in Berührung. Zu ihrer Verhaftung und ihrem Prozess gibt es keine Unterlagen. Am 8. Dezember 1944 enthauptet.

    Textquelle Luigi Nonos: „Lettere di condannati a morte della Resistenza europea“, Turin 1954. Dokumentarwerk mit letzten Briefen zum Tode verurteilter europäischer Widerstandskämpfer. Eine deutsche Fassung des Buches erschien 1955 unter dem Titel „Und die Flamme soll euch nicht versengen“. Aus der italienischen Fassung wählte Luigi Nono die Texte für sein Werk „Il canto sospeso“.

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  • Biografien / Komponisten

    sonderes Schwellenphänomen ist die Art und Weise, wie Andre mit der Stille in der Musik um-geht. In seinen die Grenze der Wahrnehmbar-keit abtastenden Stücken erscheint die Stille ei-nerseits als der Ort, in den der Klang sich zurückzieht, andererseits aber auch als der, aus dem heraus er sich entwickelt. Seit 2009 ist Mark Andre Professor für Kompo-sition an der Musikhochschule in Dresden. Er hat zahlreiche Auszeichnungen und Preise er-halten. Für sein Schaffen haben sich namhafte Interpreten wie die Geigerin Carolin Widmann und der Klarinettist Jörg Widmann eingesetzt, die jeweils konzertante Werke Andres urauf-geführt haben. Andres erste Oper „wunderzai-chen“ hatte 2014 an der Staatsoper Stuttgart Premiere. In diesem Jahr stehen ein neues Or-chesterwerk und ein Streichquartett zur Urauf-führung an.

    Luca Marenzio Luca Marenzio (1553 – 1599) ist einer der großen Meister des italienischen Madrigals, dessen Kompositionen sich durch klangliche Süße und ein besonders kunstreich gestaltetes Verhältnis von Text und Musik auszeichnen. Von Marenzios Kindheit und Jugend ist wenig bekannt. Wahr-scheinlich wurde er 1553 in der Nähe von Brescia geboren und erhielt dort auch seine musikali-sche Ausbildung. Marenzio begann seine Karri-ere in den 1570er Jahren am Hof der Gonzaga in Mantua und ging dann nach Rom, wo er 1578 in den Dienst des Kardinals Luigi d’Este eintrat. In diese Zeit fallen die ersten, zum Teil sehr rasch aufeinander folgenden Veröffentlichun-gen, die Marenzios Namen europaweit bekannt machten. Der Musiker wurde so zu einem viel-fach umworbenen Künstler, der viel auf Reisen war und dabei seinerseits ständig seine Mög-lichkeiten sondierte. Nach dem Tod des Kardi-nals im Jahr 1586 stand Marenzio mit zahlrei-chen Mitgliedern der Aristokratie in Verbindung und verbrachte etwa 1595/96 auf Einladung des

    Mark Andre Der Komponist Mark Andre, Sohn deutsch-fran-zösischer Eltern, wurde 1964 in Paris geboren, lebt aber seit langem schon in Deutschland. In seinem von Helmut Lachenmann beeinflussten Schaffen, das von Orchester- und klein besetz-ten Kammermusikwerken dominiert wird, ver-bindet sich bündige Konstruktivität mit expres-siver Kraft. Andre entwirft häufig geräuschhafte,

    meist dunkel getönte Klanglandschaften, in de-nen er Vorgänge subtiler, minutiöser Verände-rung klanglicher Elemente gestaltet. Anfangs gesetzte Ordnungen werden so im Verlauf eines Werkes aufgehoben. Im Zusammenhang mit diesen Übergangsvorgängen benutzt der Kom-ponist gern den anschaulichen Begriff der

    „Schwelle“, der auf den metaphysisch-religiösen Hintergrund seines Schaffens verweist. Ein be-

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  • Biografien / Komponisten

    dem Faschismus unterdrückten neuen Musik, zumal mit der Schönbergschule. Malipiero regte Maderna und Nono auch an, im Sommer 1948 einen Dirigierkurs bei Hermann Scherchen zu besuchen, eine Begegnung, die für Nono musi-kalisch und politisch immens wichtig wurde. Scherchen förderte Nono und Maderna für ei-nige Jahre wie ein Mentor und empfahl Nono bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Mu-sik. 1950 nahm Nono erstmals an diesen Kursen teil, in deren Rahmen seine „Variazioni canoni-che“ uraufgeführt wurden, die eine heftige Kontroverse auslösten. Wenn die musikalische Avantgarde der 1950er Jahre überhaupt ein Zentrum hatte, dann waren es die Darmstädter Ferienkurse und rasch entwickelte sich Nono hier zu einer der Schlüsselfiguren neben Pierre Boulez und Karlheinz Stockhausen. Bis 1959 nahm er in jedem Jahr an den Ferienkursen teil, ab 1957 als Dozent. Die 50er Jahre brachten weitere Veränderungen in Nonos Leben. 1955 heiratete er die Tochter Arnold Schönbergs, Nuria. Drei Jahre zuvor war er in die Kommunistische Partei Italiens (KPI) eingetreten, in der er aktiv und tatkräftig mit-arbeitete. Nono stand mit seinem Engagement für die KPI nicht allein da, Künstler und Akade-miker waren in der von Intellektuellen geführten Partei hoch willkommen. Anders als die kom-munistischen Parteien in anderen westeuropä-ischen Ländern war die KPI keine marginale Splittergruppe, sondern eine ernst zu nehmen-de politische Kraft, die 1976 die zweitstärkste Fraktion im italienischen Parlament stellte. Nono nahm seine Parteimitgliedschaft sehr ernst, intensivierte seinen Einsatz von den 60er Jahren an erheblich und ließ sich 1975 sogar ins Zentralkomitee der KPI wählen.Den internationalen Durchbruch als Komponist brachte 1956 die Uraufführung der Kantate „Il canto sospeso“, in der Nono Briefe zum Tode verurteilter europäischer Widerstandskämpfer vertonte. In diesem Werk wie in seinem ganzen

    polnischen Königs einen ausgedehnten Aufent-halt in Krakau, ohne dass wir mit Sicherheit von einer längeren Anstellung wissen. Er starb 1599 in der Villa Medici in Rom.

    Luigi Nono Luigi Nono wurde 1924 in eine venezianische Familie von Künstlern und Juristen geboren und empfing eine humanistische Bildung. Weit ge-spannte künstlerische, literarische und philo-sophische Interessen sollten später auch für den reifen Komponisten charakteristisch sein. Nonos Vater war mit Gian Francesco Malipiero befreundet, dem Direktor des Konservatoriums von Venedig, und dieser sorgte für die Förde-rung der kompositorischen Talente des Heran-wachsenden. Insbesondere brachte er Nono mit dem ein wenig älteren Komponisten und Diri-genten Bruno Maderna zusammen. Zwischen beiden entwickelte sich eine dauerhafte und künstlerisch hoch produktive Freundschaft. Von 1946 an beschäftigten sie sich mit der unter

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  • Biografien / Komponisten

    Nono ein Komponistenportrait. „La lontananza utopica nostalgica futura“ ist noch im Auftrag der Berliner Festwochen entstanden und von Gidon Kremer im Kammermusiksaal der Phil-harmonie uraufgeführt worden. Im Sommer 1989 verschlechterte sich sein Gesundheitszu-stand rapide. Luigi Nono starb am 8. Mai 1990 in seiner Heimatstadt Venedig, wo er auch bei-gesetzt wurde.

    Robert Schumann Das Leben von Robert Schumann (1810 – 1856), dem Inbegriff des romantischen Komponisten, steckte voller Schwierigkeiten, Belastungen und Gefährdungen. Schumann wurde am 8.  Juni 1810 in der Kleinstadt Zwickau geboren. In seiner Jugend interessierte sich Schumann in gleichem Maße für Literatur und Musik. Erst 1828 fand er in Leipzig, wohin er eigentlich zum Jurastudium gekommen war, in Friedrich Wieck zum ersten Mal einen kompetenten Klavierlehrer. Die Hoff-

    Schaffen dieser Phase vereinigt Nono eine kom-promisslos avantgardistische Musik mit konkre-ten politischen Aussagen. Von 1960 an machte er sich die Möglichkeiten der elektronischen Musik zu Nutze. Beinahe alle der bis 1975 ge-schriebenen Kompositionen verwenden in viel-fältiger Weise im Studio hergestellte Tonbänder, die oft auf Alltagsgeräuschen von Industrielärm bis zu politischen Parolen basieren. Mit dem schwer in Gattungszusammenhänge einzuord-nenden Bühnenwerk „Al gran sole carico d’amo-re“ (UA 1975) zog er eine vorläufige Summe sei-nes Schaffens. Danach verstummte der Kom- ponist für einige Jahre und stellte sich und sein Künstlertum radikal in Frage. Das Ergebnis die-ses Reflexionsprozesses war das Spätwerk der 1980er Jahre, das in der 1985 uraufgeführten Oper „Prometeo“ kulminierte. Die Jahre 1986 bis 1988 verbrachte Nono als Gast des DAAD und Mitglied des Wissenschaftskollegs in Berlin. 1988 widmeten die Berliner Festwochen Luigi

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  • Biografien / Komponisten

    Terzen und Halbtönen zu entwerfen und so im 16. Jahrhundert die Mikrotonalität unserer Zeit vorwegzunehmen.Vicentino wurde 1511 in Vicenza in Venetien ge-boren, schlug die Laufbahn eines Geistlichen ein und ließ sich zum Priester weihen. Wohl im Laufe der 1530er Jahre trat Vicentino in den Dienst am Hof des Kardinals d’Este in Ferrara ein, anscheinend sowohl als Geistlicher als auch als Musiker. Von 1551 an machte er seine Über-legungen in Gestalt einer öffentlichen Disputa-tion in Rom und in einer gelehrten Abhandlung publik. Danach baute er ein Tasteninstrument mit 36 Tasten pro Oktave, auf dem seine Vor-stellungen klanglich umsetzbar waren, und be-reiste mit seiner Musik italienische und euro-päische Städte, darunter Paris und München. 1576 wurde Vicentino Opfer der Pestepidemie in Mailand. Seine musikalische Ausnutzung der Chromatik wirkte wegweisend für jüngere Komponisten wie Carlo Gesualdo und Claudio Monteverdi.

    nungen auf die angestrebte Virtuosenlaufbahn musste Schumann aber bald begraben, denn sporadisch aufgetretene Lähmungserscheinun-gen der rechten Hand ließen sich nicht wirksam bekämpfen. Schumann ging nun neue Wege. Er gründete 1834 die bis heute bestehende „Neue Zeitschrift für Musik“ und besann sich auf seine schöpferischen Fähigkeiten. Bis 1839 entstan-den zahlreiche bedeutende Klavierwerke. Par-allel dazu entspann sich eine komplizierte Lie-besbeziehung zur Tochter von Friedrich Wieck, Clara, die sich zu einer Virtuosin von europäi-schem Rang entwickelte. Nach vielen Höhen und Tiefen erreichte das Paar schließlich 1840 die Eheschließung, die in einem Rechtsstreit ge-gen den Einspruch Wiecks durchgesetzt werden musste. Das Eheleben gestaltete sich nicht einfach. Neben ständigen Geldsorgen, die das Paar be-lasteten, litt Schumann darunter, im Schatten seiner weitaus bekannteren Frau zu stehen. Er konnte aber durchaus Erfolge als Komponist verzeichnen und wurde 1850 zum städtischen Musikdirektor in Düsseldorf berufen. Die an-fängliche Begeisterung wich bald tiefer Enttäu-schung, denn Schumann litt im persönlichen Umgang unter starken Hemmungen und konn-te sich keinerlei Autorität erwerben. Die ihm un-erträglich werdenden Bedingungen griffen Schumanns ohnehin belastete Psyche weiter an. Am 27. Februar 1854 unternahm Schumann ei-nen Selbstmordversuch und wurde auf eigenen Wunsch in eine Nervenheilanstalt gebracht, wo er zwei Jahre später in geistiger Umnachtung starb.

    Nicola Vicentino Wie kaum ein anderer Musiker seiner Zeit hat Nicola Vicentino (1511 – 1576) den Titel eines spekulativen Avantgardisten verdient. Eine Mi-schung aus praktischen Erfahrungen und theo-retischen Überlegungen führte ihn dazu, ein Tonsystem mit verschiedenartig gestimmten

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  • Biografien / Interpret*innen

    Familie auf Åland / Finnland geboren. Sie stu-dierte an der Sibelius-Akademie in Helsinki und bei Rudolf Piernay an der Guildhall School of Music and Drama in London. Im Frühling 2015 debütierte sie mit dem Chica-go Symphony Orchestra unter der Leitung von Esa-Pekka Salonen als Mélisande in Claude Debussys „Pelléas et Mélisande“, eine Rolle, die sie auch 2014 an der finnischen National oper in Helsinki sang. Ebenfalls 2015 stand sie auch als Idamante auf der Bühne, in der konzertanten Version von Mozarts „Idomeneo“ während des Eröffnungskonzerts der Festspielwochen der Bachakademie Stuttgart. Zwischen 2002 und 2016 war sie Mitglied im En-semble der Oper Frankfurt, wo sie viele wichtige Rollen des lyrischen und hohen Mezzo-Reper-toires gesungen hat. Neben ihrem Schwerpunkt als Mozart-Interpretin war sie u.a. als Octavian (im „Rosenkavalier“), Komponist (in „Ariadne auf Naxos“), Mélisande („Pelléas et Mélisande“), Siebel, Nicholas / Muse, Erika, der Fuchs („Das schlaue Füchslein“), Meg Page („Falstaff“) zu hören. An Jenny Carlstedt wird vor allem das war- me Timbre ihrer Stimme und ihre dramatische Ausdruckskraft hervorgehoben, die sie in einer großen Bandbreite an Rollen unter Beweis stellt. Jenny Carlstedt wird außerdem weltweit zu Gastspielen eingeladen. Zu ihren Gasten ga ge-ments gehören das Theater an der Wien, die Royal Opera Copenhagen, die Finnische Natio-nal oper, Antwerpen, Duisburg, Stuttgart, Basel, Savonlinna-Festspiele, Wiener Festwochen so-wie Heidelberger Frühling. Sie sang unter namhaften Dirigenten wie Hannu- Lintu, Jukka-Pekka Saraste, Okko Kamu, Chris-tian Curnyn, Jonathan Darlington, Erik Nielsen, Matthias Pintscher, Julia Jones, Paolo Carignani, Pier Gorgio Morandi, Carlo Franci, Patrick Lange, Sebastian Weigle und Esa-Pekka Salonen. Auch als Oratorien und Konzertsängerin gefragt, ar-beitete Jenny Carlstedt u. a. mit Helmuth Rilling und Peter Schreier zusammen.

    Michael Acker Michael Acker studierte Physik an der Universi-tät Heidelberg und ist diplomierter Tonmeister der Hochschule für Musik in Detmold. Als Geiger spielte er in verschiedenen internationalen En-sembles und Orchestern. Seine Arbeit als Ton-meister wurde mit dem Nachwuchspreis des Verbands der Deutschen Tonmeister geehrt. Er leistete Forschungsbeiträge auf dem Gebiet der Akustik und Hörphysiologie und lehrte Akustik und Mathematik an der Hochschule für Musik in Detmold. Von 1997 bis 1998 war er als freier Tonmeister bei der Deutschen Grammophon beschäftigt. Seit 1999 ist er Tonmeister und Klangregisseur beim SWR Experimentalstudio.

    Michael Alber Nach seinem Studium arbeitete Michael Alber zunächst als Liedbegleiter und Dozent der Fä-cher Dirigieren und Korrepetition an verschie-denen Musikhochschulen. Von 2001 bis 2012 war er als Chordirektor an der Staatsoper Stuttgart tätig, deren Chor in dieser Zeit mehrfach mit dem Titel „Opernchor des Jahres“ ausgezeich-net wurde. Seit dem Sommersemester 2012 ist er Professor für Chorleitung an der Hochschule für Musik Trossingen. Neben seiner Tätigkeit als Chordirektor führten ihn Gastdirigate unter anderem nach Harlem (Niederlande), Brüssel und zu den Luzerner Fest wochen. Konzerte und Einstudierungen ver-binden ihn regelmäßig mit Chören wie dem SWR Vokalensemble, dem NDR Chor, dem Chor des Bayerischen Rundfunks oder dem RIAS Kammerchor. Michael Alber studierte zahlrei-che Werke zeitgenössischer Komponisten ein und ist Dirigent vieler Uraufführungen, darunter

    „Fremd“ von Hans Thomalla am Forum Neues Musiktheater in Stuttgart.

    Jenny Carlstedt Die finnische Mezzosopranistin Jenny Carlstedt wurde als Tochter einer schwedisch-sprachigen

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  • Biografien / Interpret*innen

    Rom, dem Teatro Real in Madrid, der Neder-landse Opera Amsterdam, Festival Aix-en-Pro-vence, dem Festspielhaus Baden-Baden und den Salzburger Festspielen.Mojca Erdmann singt regelmäßig weltweit Kon-zerte und Liederabende und war zuletzt u. a. in Japan, in renommierten Konzertsälen wie dem Concertgebouw in Amsterdam, der Philharmo-nie in Köln und Berlin, der Alten Oper Frankfurt, dem Musikverein und dem Konzerthaus in Wien, der Laeiszhalle Hamburg und der Salzburger Mozartwoche. Mojca Erdmann ist auf zahlreichen Studio-aufnahmen vertreten, sie ist Exklusivkünstlerin der Deutschen Grammophon, dort erschienen u. a. ihre Solo-Alben „Mozart’s Garden“, „Don Giovanni“ und „Così fan tutte“.

    Joachim Haas Joachim Haas erhielt seine musikalische Ausbil-dung in Flöte und Saxophon und studierte Akustik, Kommunikationswissenschaften und Nachrichtentechnik an der Technischen Univer-sität in Berlin. Er arbeitete als Toningenieur in der Musikproduktion des Sender Freies Berlin und ist Mitbegründer von Freq Laboratories (Audiosoftware). Für Forschungen mit dem

    Auch mit zeitgenössischer Musik ist sie in den letzten Jahren hervorgetreten: In ihrem Reper-toire findet man unter anderem Werke von Pe-ter Eötvös, Thomas Adés, Luciano Berio, Luigi Nono. Sie trat mit dem Ensemble Modern in Amsterdam auf, mit Matthias Pintscher beim Heidelberger Frühling. 2012 und 2013 hat sie auch zwei Kompositionen uraufgeführt: „My letters“ für Klavier und Mezzosopran von der Komponistin Nina Šenk in der Alten Oper Frank-furt und „5 Portraits of Women“ für Orchester und Horn von Aulis Sallinen mit dem Finnischen RSO unter der Leitung von Jukka-Pekka Saraste. 2017 sang sie auch die Hauptrolle in der Urauf-führung der Oper „Neljäntienristeys“ von Tapio Tuomela. Zu ihren Projekten 2017 / 2018 gehört das Verdi- Requiem in der Philharmonie Köln, „5 Portraits of Women“ von Aulis Sallinen mit dem Kaartin Orchester, der „Messias“ mit Vaasa City Or-chester, ein Opern Gala-Konzert mit dem Gävle Symfonie Orchester und Luigi Nonos „Il canto sospeso“ unter Peter Rundel mit SWR Sympho-nieorchester in Freiburg und Berlin. Auch steht ein Konzert mit dem hr-Sinfonieorchester Or-chester und Finnischen RSO auf dem Programm und ihr Debüt an der Finnischen National Oper und als Erika in Samuel Barbers „Vanessa“ in der Oper Frankfurt.

    Mojca Erdmann Die in Hamburg geborene Sopranistin Mojca Erdmann zählt zu den vielseitigsten Künstlerin-nen der internationalen Musikszene und wird von Kritikern und Publikum gleichermaßen ge-feiert. Die Sopranistin ist bekannt für ihr breit gefächertes Repertoire, das von Barock bis zu zeitgenössischer Musik reicht und ist weltweit in allen wichtigen Opernhäusern, Festivals und Konzertsälen zu erleben, sie gastierte u. a. an der Bayerischen Staatsoper München, Metro-politan Opera New York, der Staatsoper Berlin, am Theater an der Wien, dem Teatro dell’Opera

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  • Biografien / Interpret*innen

    Schwerpunkt Klanganalyse und Klangsynthese erhielt er ein Stipendium an der Universität Pompeu Fabra in Barcelona. Seit 2001 ist er Klang regisseur und Musikinformatiker und seit 2007 stellvertretender künstlerischer Leiter des SWR Experimentalstudios.

    Sven Kestel Sven Kestel, geboren 1966 in Stuttgart, erhielt Kontrabassunterricht bei Prof. Thomas Stabe-now, studierte an der Swiss Jazz School in Bern, danach an der Musikhochschule Freiburg bei Professor Stert. Meisterkurse bei Prof. L. Strei-cher (Wien), Prof. K. Stoll (Berlin) und Prof. M. Bunya (Würzburg) folgten. 1997 / 1998 Engage-ment im Philharmonischen Orchester der Stadt Freiburg. Von 1998 bis 2000 Sub im Musical-orchester „Die Schöne und das Biest“ in Stutt-gart. Seit Abschluss seines Stu diums 1997 ist er als Studio musiker und Aushilfe in diversen Or-chestern, Jazzformationen und Tangoensem-bles tätig. Zur Zeit ist er Solobassist im Orches-ter der „basel sinfonietta“, Mitglied des En - semble Surplus, des Jazzquintett „Kook“, stän-dige Aushilfe im Kammerorchester Basel, im Ensemble Linea (Strasbourg) und beim Ex- perimental studio des SWR.

    Robin Tritschler Der irische Tenor Robin Tritschler begeistert Pu-blikum und Kritiker mit seinen Auftritten. Als BBC Generation Artist verbindet ihn eine rege Zusammenarbeit mit den Orchestern der BBC, außerdem wirkte er bei den BBC Proms mit. Robin Tritschler konzertiert mit vielen renom-mierten Orchestern, darunter mit dem London Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Yannick Nézet-Séguin bzw. Vladimir Jurowski, dem L’Orchestre National de Lyon unter Yutaka Sado, dem Hong Kong Philharmonic Orchestra unter Edo de Waart, dem Rotterdam Philhar-monic Orchestra unter Philippe Herreweghe, den Moscow Virtuosi unter Vladimir Spivakov

    sowie dem BBC Philharmonic unter der Leitung von Juanjo Mena. Mit dem MTE Concert Or-chestra führte Robin Tritschler C. Ph. E. Bachs

    „Johannes“-Passion mit dem Bournemouth Symphony Orchestra unter Kirill Karabits zum ersten Mal in England auf. Zu seinen Opernrollen gehören Graf Almaviva („Der Barbier von Siviglia“), Nemorino („L‘élisir d’amore“), Narraboth („Salome“), Ferrando („Così fan tutte“), Don Ottavio („Don Giovan-ni“) und Belmonte („Die Entführung aus dem Serail“). Vor kurzem debütierte er an der Royal Opera, Covent Garden in Alban Bergs „Woz-zeck“. Robin Tritschler kreierte die Tenorpartien in Roger Waters‘ „Ca ira“ und in Will Gregorys

    „Piccard in Space“. Er wirkte in Jonathan Harveys „Wagner Dream“ an der Welsh Natio-nal Opera mit und war bei der Ruhrtriennale in John Cages „Europeras 1 & 2“ und Louis Andries-sens „De Materie“ zu erleben. Liederabende führten Robin Tritschler an nam-hafte Aufführungsorte wie die Kölner Philhar-monie, das Concertgebouw Amsterdam, das Kennedy Center in Washington und die Londo-ner Wigmore Hall. Seine Diskographie umfasst inzwischen Aufnahmen von Benjamin Brittens

    „Winter Words“ mit Malcolm Martineau, Francis Poulencs „Complete Songs“ mit Graham John-son, Lieder aus der Zeit des Ersten Weltkriegs und eine CD mit Liedern von Benjamin Britten und Franz Schubert mit Iain Burnside. Unter den Highlights in jüngster Zeit ist ein Auftritt bei den BBC Proms mit dem Halle Or-chestra unter Sir Mark Elder und ein Schubert Recital in der Wigmore Hall mit Malcolm Mar-tineau. In der Saison 2016 / 2017 ist er in Ludwig van Beet hovens „Leonore“ mit dem Orchester des Bayerischen Rundfunks zu hören, im „Eli-as“ von Felix Mendelssohn Bartholdy sowie in Wolfgang Amadeus Mozarts „Requiem“ mit dem London Philharmonic Orchestra und gibt sein Debüt am Teatro Colon in Buenos Aires mit Andriessens „De Materie“.

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  • Biografien / Interpret*innen

    ce bei verschiedenen Festivals und Institutionen wie den Salzburger Festspielen, dem Lucerne Festival, der Kölner Philharmonie, dem Wiener Konzerthaus und 2010 / 2011 beim Cleveland Orchestra.Seit 2001 ist Jörg Widmann Professor für Klari-nette an der Freiburger Hochschule für Musik, 2009 erhielt er dort eine zusätzliche Professur für Komposition. Für sein Schaffen wurden ihm zahlreiche nationale und internationale Aus-zeichnungen und Preise verliehen.

    SWR Experimentalstudio Das SWR Experimentalstudio versteht sich als Schnittstelle zwischen Musik und Technik. Jähr-lich werden mehrere Komponist*innen und Mu-siker*innen zu einem Arbeitsstipendium einge-laden, um dann im Diskurs mit den Mitarbeitern des Studios, d. h. den Sounddesignern und Klangregisseuren, ihre Werke mit dem Equip-ment des SWR Experimentalstudio zu realisie-ren. Neben der Herstellung neuer Werke ist es als Klangkörper auch bei der weltweiten Auf-führung eben dieser Werke aktiv. Mit nun mehr als 40 Jahren Präsenz im internationalen Mu-sikbetrieb hat es sich als einer der führenden Klangkörper für ambitionierte Werke mit Live-Elektronik etabliert und konzertiert fort-während bei nahezu allen bedeutenden Festi-vals (wie den BBC Proms, den Berliner Festspie-len, der Biennale di Venezia, dem Festival d’Automne in Paris, Lucerne Festival, den Salz-burger Festspielen, den Wiener Festwochen wie auch etlichen renommierten Musiktheatern (wie dem Teatro alla Scala Mailand, dem Teatro Colon in Buenos Aires, dem Teatro Real Madrid, dem Théâtre de la Monnaie in Brüssel und der Stuttgarter Staats oper). Zu den Produktionen in der Geschichte des SWR Experimentalstudios gehören Arbeiten so nam-hafter Komponisten wie Karlheinz Stockhausen, Cristóbal Halffter, Pierre Boulez, Vinko Globokar und Luigi Nono, wobei letzterer nahezu sein

    Jörg Widmann Der gebürtige Münchner Jörg Widmann (Jahr-gang 1973) studierte Klarinette an der Musik-hochschule seiner Heimatstadt bei Gerd Starke und später bei Charles Neidich an der New Yor-ker Juilliard School. Im Alter von elf Jahren be-gann er Kompositionsunterricht zu nehmen un-ter anderem bei Wilfried Hiller, Hans Werner Henze, Heiner Goebbels und Wolfgang Rihm.Als Klarinettist gilt Widmanns Passion vor allem der Kammermusik. Er musiziert regelmäßig mit Partnern wie Tabea Zimmermann, Heinz Holli-ger, András Schiff, Christine Schäfer und Gidon Kremer. Auch als Solist in Orchesterkonzerten (z. B. mit dem Gewandhausorchester Leipzig, DSO Berlin, Symphonieorchester des Bayeri-schen Rundfunks, Royal Philharmonic Orchest-ra, Irish Chamber Orchestra) feiert er im In- und Ausland Erfolge und arbeitet mit Dirigenten wie Christoph von Dohnányi, Sylvain Cambreling, Christoph Eschenbach, David Zinman und Kent Nagano zusammen.Mehrere neue Klarinettenkonzerte sind ihm ge-widmet worden, darunter Werke von Wolfgang Rihm, Aribert Reimann und Heinz Holliger. Jörg Widmann war Composer- und Artist in Residen-

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  • Biografien / Interpret*innen

    Preisen ausgezeichnet, u. a. für die Produktion der Werke Luigi Nonos mit dem Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik.Nach Hans-Peter Haller und André Richard ist seit 2006 Detlef Heusinger Künstlerischer Leiter des SWR Experimentalstudio.

    SWR Vokalensemble Musikalischer Forschergeist, Experimentierlust, stilistische Bandbreite und sängerische Perfek-tion – das sind die Markenzeichen des SWR Vokal ensembles. Seit vielen Jahren zählt es zu den internationalen Spitzenensembles der zeit-genössischen Musik und hat im Lauf seiner 70-jährigen Geschichte mehr Uraufführungen gesungen als jeder andere Chor. Dirigenten, Komponisten und Veranstalter schätzen die musikalische Intelligenz der Chormitglieder, ihre Professionalität im Umgang mit den Schwierig-keiten zeitgenössischer Partituren und ihre kon-struktive Offenheit für die Utopien der Gegen-wart. Neben der neuen Musik widmet sich das

    gesamtes Spätwerk in enger Verbundenheit mit dem Studio und seinen Mitarbeitern erstellt hat. Nonos Hörtragödie „Prometeo“, ist nach der UA 1984 mittlerweile mehr als 80-mal mit dem SWR Experi mentalstudio realisiert worden und kann als Meilenstein der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts bezeichnet werden. Aus der jüngeren Generation sind es insbesondere Mark Andre, Chaya Czernowin, José María Sánchez-Verdú, Brice Pauset und Georg Fried-rich Haas als Komponisten, die zukunftsweisen-de Werke in Koproduktion mit dem SWR Expe-rimentalstudio hervorgebracht haben. Unter den Interpreten, die durch langjährige Zusammenarbeit mit dem Studio in Verbindung stehen, finden sich herausragende Musiker-persönlichkeiten wie Mauricio Pollini, Claudio Abbado, Peter Eötvös, Daniel Barenboim, Gidon Kremer, Carolin und Jörg Widmann, Irvine Arditti und Roberto Fabbriciani. Für seine exemplarische Arbeit wurde das SWR Experimentalstudio international mit mehreren

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  • Biografien / Interpret*innen

    ternationale Schallplattenpreise bestätigen die Qualität dieser Einspielungen, darunter der Preis der Deutschen Schallplattenkritik, der ECHO Klassik Preis, der Diapason d‘Or und der Grand Prix du Disque.

    SWR Symphonieorchester Das SWR Symphonieorchester geht hervor aus der Zusammenführung des Radio-Sinfonie-orchesters Stuttgart des SWR und des SWR Sin-fonieorchesters Baden-Baden und Freiburg im September 2016. Das SWR Symphonieorchester ist zwar noch neu, es hat aber dennoch bereits Musikgeschichte geschrieben. Die bedeutenden Traditionslinien aus den beiden Vorgänger- Ensembles fügen sich in ihm zusammen. Teodor Currentzis ist designierter Chefdirigent des SWR Symphonieorchesters, mit Beginn der Spielzeit 2018 / 2019 wird er diese Position übernehmen. Seit der Gründung 1945 / 1946 formten profilierte Chefdirigenten die SWR-Orchester: In Baden- Baden / Freiburg waren es Hans Rosbaud, Ernest Bour, Michael Gielen, Sylvain Cambreling und François-Xavier Roth, in Stuttgart Hans Müller-

    SWR Vokalensemble den anspruchsvollen Chor-werken älterer Epochen – häufig ist in den Kon-zertprogrammen Altes und Neues einander be-ziehungsreich gegenübergestellt. Die Chef - dirigenten Marinus Voorberg, Klaus Martin Ziegler und Rupert Huber haben das SWR Vo-kalensemble in der Vergangenheit entschei-dend geprägt. Schon Voorberg, aber insbeson-dere Huber formte den typischen Klang des SWR Vokal ensembles, geprägt von schlanker, gerader Stimmgebung und ebenso großer arti-kulatorischer wie intonatorischer Perfektion. Viele der 250 Uraufführungen, die in der Chro-nologie des SWR Vokalensembles verzeichnet sind, hat Huber dirigiert. Seit 2003 ist Marcus Creed künstlerischer Leiter. Seine Interpretati-onen vereinen Stilsicherheit, Klangschönheit, technische Souveränität und musikalische Le-bendigkeit. Auf den internationalen Konzertpo-dien und bei den renommierten Musikfestivals im In- und Ausland ist das SWR Vokalensemble ein regelmäßiger Gast. Seine Konzertprogram-me werden für den Rundfunk aufgenommen und viele erscheinen anschließend als CD. In-

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  • Biografien / Interpret*innen

    Neben zahlreichen Auftritten in den SWR- eigenen Konzertreihen in Stuttgart, Freiburg und Mannheim ist das SWR Symphonieorches-ter bei den Donaueschinger Musiktagen und den Schwetzinger Festspielen präsent. Einla-dungen führten das SWR Symphonieorchester u. a. nach Madrid, München, Barcelona, Edin-burgh, Basel, Tallin, Tampere und Warschau, zum Rheingau Musik Festival, zum Heidelber-ger Frühling und zum Festival „Acht Brücken“ in Köln. Höhepunkte der Saison 2017 / 2018 sind u. a. Auftritte in der Elbphilharmonie Hamburg und beim Musikfest Berlin, Gastkonzerte in Salzburg, Antwerpen, Essen und Vaduz sowie eine mehr-tägige Residenz im Konzerthaus Dortmund.

    Peter Rundel Die tiefe Durchdringung komplexer Partituren der unterschiedlichsten Stilrichtungen und Epo-chen bis hin zur zeitgenössischen Musik sowie seine dramaturgische Kreativität haben Peter Rundel zu einem gefragten Partner führender europäischer Orchester gemacht. Regelmäßig gastiert er beim Symphonieorches-ter des Bayerischen Rundfunks, dem DSO Berlin

    Kray, Sergiu Celibidache, Sir Neville Marriner, Gianluigi Gelmetti, Georges Prêtre, Sir Roger Norrington und Stéphane Denève. Zum Profil des SWR Symphonieorchesters gehö-ren neben der neuen Musik die symphonische Orchesterliteratur vorangegangener Epochen sowie Interpretationsansätze aus der historisch informierten Aufführungspraxis. Die Vermitt-lung anspruchsvoller Musik an alle Altersstufen und Publikumsschichten ist ebenfalls ein wich-tiges Anliegen. Dirigenten von Weltrang wie Christoph Eschen-bach, David Zinman, Peter Eötvös, Ingo Metz-macher, Philippe Herreweghe, David Afkham und Jakub Hrůša haben mit dem SWR Sym-phonieorchester gearbeitet, in der Saison 2017 / 2018 kommen u. a. Teodor Currentzis, Herbert Blomstedt, Omer Meir Wellber und Osmo Vänskä hinzu. Unter den Solisten, die beim SWR Symphonieorchester gastieren und gastiert haben, finden sich u. a. Tzimon Barto, Gil Shaham, Matthias Goerne, Patricia Kopat-chinskaja, Martin Grubinger, Renaud Capuçon, Mojca Erdmann, Thomas Zehetmair, Fazil Say und Julia Fischer.

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  • Biografien / Interpret*innen

    Jack Brimberg in New York. Von 1984 bis 1996 war er als Geiger Mitglied des Ensemble Modern, dem er auch als Dirigent weiter verbunden ist. Im Bereich der neuen Musik kann er außerdem auf langjährige Zusammenarbeit mit dem En-semble Recherche, dem Asko | Schönberg En-semble und dem Klangforum Wien zurückbli-cken. Regelmäßig ist er auch beim Ensemble intercon temporain Paris und dem Ensemble Musikfabrik zu Gast. Nach Tätigkeiten als musikalischer Leiter des Königlich-Philharmonischen Orchesters von Flandern sowie der damals neu gegründeten Kammerakademie Potsdam übernahm Peter Rundel im Januar 2005 die Leitung des Remix Ensemble Casa da Música in Porto. Für seine Aufnahmen mit Musik des 20. Jahr-hunderts erhielt Peter Rundel zahlreiche Preise, darunter mehrmals den Preis der deutschen Schallplattenkritik (Nono, „Prometeo“; Kyburz, Ensemble- und Orchesterwerke; Reich, „City Life“; Furrer, Klavierkonzert) sowie den Grand Prix du Disque (Jean Barraqué, Gesamtwerk), eine Grammy-Nominierung (Heiner Goebbels,

    „Surrogate Cities“) und einen ECHO Klassik („Sprechgesänge“ mit dem Ensemble Musik - fabrik).

    und den Rundfunkorchestern des WDR, NDR und des Saarländischen Rundfunks und wird auch seine enge Zusammenarbeit mit dem neuen SWR Symphonieorchester fortsetzen. Weitere Gastengagements führen ihn 2016 und 2017 u. a. zum Orchestre National de Lille, Brussels Philharmonic, Orchestra del Maggio Musicale Fiorentino und zum Orchestra del Teatro dell’Opera Roma.Peter Rundel leitete Opern-Uraufführungen an der Deutschen Oper Berlin, der Bayerischen Staatsoper, bei den Wiener Festwochen, den Bregenzer Festspielen und den Schwetzinger SWR Festspielen. Seine Operntätigkeit umfasst dabei sowohl traditionelles Repertoire als auch bahnbrechende Produktionen zeitgenössischen Musiktheaters. Geboren in Friedrichshafen studierte Peter Rundel Violine bei Igor Ozim und Ramy Shevelov in Köln, Hannover und New York sowie Dirigie-ren bei Michael Gielen und Peter Eötvös. Außer-dem erhielt er Unterricht bei dem Komponisten

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  • PDF Radiogramm (< Basics)

    Das Musikfest Berlin 2017 im Radio und Internet

    Deutschlandfunk Kultur Die Sendetermine

    So 10.9. 20:03 IPPNW-Benefizkonzert Aufzeichnung vom 4.9.

    Di 12.9. 20:03 SWR Symphonieorchester Aufzeichnung vom 11.9.

    Do 14.9. 20:03 Berliner Philharmoniker Marek Janowski

    Live-Übertragung

    Fr 15.9. 20:03 Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam

    Aufzeichnung vom 6.9.

    So 17.9. 20:03 Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin Live-Übertragung

    Di

    Di

    19.9.

    19.9.

    20:03

    20:03

    Isang Yun 100: Roundtable

    Gyeonggi Philharmonic Orchestra

    Aufzeichnung vom Sendung in Ausschnitten

    Aufzeichnung vom

    10.9.

    17.9.

    Sa 23.9. 19:05 Quartett der Kritiker Aufzeichnung vom 3.9.

    Sa 23.9. 20:03 RIAS Kammerchor Aufzeichnung vom 15.9.

    Deutschlandfunk Kultur ist in Berlin über UKW 89,6 MHz, Kabel 97,50, bundesweit über Satellit, DAB + und über Livestream auf www.deutschlandfunkkultur.de zu empfangen.

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  • PDF Radiogramm (< Basics)

    PDF X-3

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    Kulturradio vom rbb Die Sendetermine

    Do 31.8. 20:04 Staatskapelle Berlin Übertragung, live-zeitversetzt

    So 24.9. 20:04 Berliner Philharmoniker Aufzeichnung vom

    Sendung „Berliner Philharmoniker“

    9.9.

    Sa 30.9. 20:04 Deutsches Symphonie-Orchester Berlin

    Aufzeichnung vom

    Sendung im Rahmen von

    „Konzert am Samstagabend“

    8.9.

    Sa 21.10. 20:04 Orchester der Deutschen Oper Berlin

    Aufzeichnung vom

    Sendung im Rahmen von

    „Konzert am Samstagabend“

    18.9.

    kulturradio vom rbb ist in Berlin über 92,4 MHz, Kabel 95,35, digital und über Livestream auf www.kulturradio.de zu empfangen.

    Digital Concert Hall

    So 10.9. 20:00 Berliner Philharmoniker Susanna Mälkki

    Live-Übertragung

    Sa 16.9. 19:00 Berliner Philharmoniker Marek Janowski

    Live-Übertragung

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  • PDF Veranstaltungsübersicht (< Basics)

    Do 31.8. 19:00 Philharmonie Staatskapelle Berlin Daniel Barenboim

    Fr 1.9. 19:00 Kammermusiksaal Isabelle Faust Kristian Bezuidenhout

    Sa 2.9. 19:00 Philharmonie L’Orfeo Sir John Eliot Gardiner

    So 3.9. 11:00

    15:00

    19:00

    Kammermusiksaal

    Italienisches Kulturinstitut Berlin

    Philharmonie

    Ilya Gringolts

    „Quartett der Kritiker“

    Il ritorno d’Ulisse in patria Sir John Eliot Gardiner

    Mo 4.9. 19:00 Kammermusiksaal IPPNW-Benefizkonzert

    Di 5.9. 19:00 Philharmonie L’ incoronazione di Poppea Sir John Eliot Gardiner

    Mi 6.9. 20:00 Philharmonie Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam Daniele Gatti

    Do 7.9. 20:00 Philharmonie MusicAeterna Chorus and Orchestra Teodor Currentzis

    Fr 8.9. 20:00 Philharmonie Deutsches Symphonie-Orchester Berlin Christoph Eschenbach

    Sa 9.9. 19:00

    19:00

    Philharmonie

    Kammermusiksaal

    Berliner Philharmoniker Susanna Mälkki

    Ensemble Musikfabrik Enno Poppe

    So 10.9. 11:00

    17:00

    20:00

    Kammermusiksaal

    Akademie der Künste, Pariser Platz

    Philharmonie

    Solisten des Ensemble Musikfabrik

    Isang Yun 100: Roundtable mit Kammermusik

    Berliner Philharmoniker Susanna Mälkki

    Veranstaltungsübersicht

    Mo 11.9. 20:00 Philharmonie SWR Vokalensemble, SWR Symphonieorchester, Peter Rundel

    Di 12.9. 20:00

    20:00

    Philharmonie

    Konzerthaus Berlin, Werner-Otto-Saal

    Konzerthausorchester Berlin Iván Fischer

    Minguet Quartett Stefan Hussong

    Mi 13.9. 20:00 Philharmonie Filarmonica della Scala Riccardo Chailly

    Do 14.9. 20:00 Philharmonie Berliner Philharmoniker Marek Janowski

    Fr 15.9. 19:00

    20:00

    21:30

    Pierre Boulez Saal

    Philharmonie

    St. Hedwigs-Kathedrale

    RIAS Kammerchor Justin Doyle

    Berliner Philharmoniker Marek Janowski

    RIAS Kammerchor, Justin Doyle

    Sa 16.9. 15:30

    17:30

    19:00

    St. Hedwigs-Kathedrale

    Pierre Boulez Saal

    Philharmonie

    RIAS Kammerchor Justin Doyle

    RIAS Kammerchor Justin Doyle

    Berliner Philharmoniker Marek Janowski

    So 17.9. 11:00

    14:30

    16:00

    20:00

    Konzerthaus Berlin

    Hermann-Wolff-Saal der Philharmonie

    Kammermusiksaal

    Philharmonie

    Gyeonggi Philharmonic Orchestra Shiyeon Sung

    Isang Yun 100: Portrait-Film

    Isang Yun 100: Kammerkonzert

    Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin Vladimir Jurowski

    Mo 18.9. 20:00 Philharmonie Orchester der Deutschen Oper Berlin Donald Runnicles

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  • PDF Veranstaltungsübersicht (< Basics)

    Mo 11.9. 20:00 Philharmonie SWR Vokalensemble, SWR Symphonieorchester, Peter Rundel

    Di 12.9. 20:00

    20:00

    Philharmonie

    Konzerthaus Berlin, Werner-Otto-Saal

    Konzerthausorchester Berlin Iván Fischer

    Minguet Quartett Stefan Hussong

    Mi 13.9. 20:00 Philharmonie Filarmonica della Scala Riccardo Chailly

    Do 14.9. 20:00 Philharmonie Berliner Philharmoniker Marek Janowski

    Fr 15.9. 19:00

    20:00

    21:30

    Pierre Boulez Saal

    Philharmonie

    St. Hedwigs-Kathedrale

    RIAS Kammerchor Justin Doyle

    Berliner Philharmoniker Marek Janowski

    RIAS Kammerchor, Justin Doyle

    Sa 16.9. 15:30

    17:30

    19:00

    St. Hedwigs-Kathedrale

    Pierre Boulez Saal

    Philharmonie

    RIAS Kammerchor Justin Doyle

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    Berliner Philharmoniker Marek Janowski

    So 17.9. 11:00

    14:30

    16:00

    20:00

    Konzerthaus Berlin

    Hermann-Wolff-Saal der Philharmonie

    Kammermusiksaal

    Philharmonie

    Gyeonggi Philharmonic Orchestra Shiyeon Sung

    Isang Yun 100: Portrait-Film

    Isang Yun 100: Kammerkonzert

    Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin Vladimir Jurowski

    Mo 18.9. 20:00 Philharmonie Orchester der Deutschen Oper Berlin Donald Runnicles

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  • PDF Impressum (< Basics)

    Gefördert durch

    Impressum

    Musikfest Berlin Veranstaltet von den Berliner Festspielen in Zusammenarbeit mit der Stiftung Berliner Philharmoniker Künstlerischer Leiter: Dr. Winrich Hopp Organisation: Anke Buckentin (Leitung) Anna Crespo Palomar, Thalia Hertel, Ina Steffan Presse: Patricia Hofmann, Jennifer Wilkens

    Programmheft Herausgeber: Berliner Festspiele Redaktion: Dr. Barbara Barthelmes Komponistenbiografien: Dr. Volker Rülke Lektorat: Anke Buckentin, Thalia Hertel, Lisa Schmidt Entwurf Cover: Felix Ewers Gestaltung Cover: Fleck · Zimmermann Gestaltung Innenseiten: Christine Berkenhoff Herstellung: Medialis Offsetdruck GmbH Berlin Stand: August 2017 Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten. Copyright: 2017 Berliner Festspiele, Autor*innen und Fotograf*innen

    Veranstalter Berliner Festspiele Ein Geschäftsbereich der Kulturveranstaltungen des Bundes GmbH Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien In Zusammenarbeit mit der Stiftung Berliner Philharmoniker Intendant: Dr. Thomas Oberender Kaufmännische Geschäftsführerin: Charlotte Sieben Kommunikation: Claudia Nola (Leitung) Presse: Sara Franke, Patricia Hofmann, Ida Steffen, Jennifer Wilkens Redaktion: Dr. Barbara Barthelmes, Andrea Berger, Lisa Schmidt, Jochen Werner Internetredaktion: Frank Giesker, Jan Köhler Marketing: Gerlind Fichte, Jan Heberlein, Michaela Mainberger Grafik: Christine Berkenhoff, Felix Ewers, Nafi Mirzaii Vertrieb: Uwe Krey, Jossip Jolic Ticket Office: Ingo Franke (Leitung), Simone Erlein, Frano Ivic, Gabriele Mielke, Sybille Steffen, Torsten Sommer, Alexa Stümpke Hotelbüro: Heinz Bernd Kleinpaß (Leitung), Frauke Nissen Protokoll: Gerhild Heyder Technik: Andreas Weidmann (Leitung)

    Berliner Festspiele Schaperstraße 24, 10719 Berlin, T +49 30 254 89 0 www.berlinerfestspiele.de, [email protected] Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH, Schöneberger Str. 15, 10963 Berlin, kbb.eu

    Medienpartner und Partner

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    InhaltsverzeichnisKonzertprogrammBesetzungMartin Wilkening: An der Schwelle des HörbarenMichael Acker: Live-Elektronik ohne LautsprecherTexteKomponist*innenInterpret*innenMusikfest Berlin 2017 im Radio und InternetMusikfest Berlin 2017 Programmübersicht Impressum