Müller Wölfling Verhaltenssüchte...Prof. Dr. med. Dr. phil. Astrid Müller, geb. 1963. Seit 2011...

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Verhaltenssüchte – Pathologisches Kaufen, Spielsucht und Internetsucht Astrid Müller Klaus Wölfling Kai W. Müller Fortschritte der Psychotherapie

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Verhaltenssüchte – Pathologisches Kaufen, Spielsucht und Internetsucht

Astrid MüllerKlaus WölflingKai W. Müller

Fortschritte der Psychotherapie

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Verhaltenssüchte – Pathologisches Kaufen, Spielsucht und Internetsucht

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Aus A. Müller, K. Wölfling und K. W. Müller: Verhaltenssüchte – Pathologisches Kaufen, Spielsucht und Internetsucht (9783840924279) © 2018 Hogrefe Verlag, Göttingen.

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Fortschritte der PsychotherapieBand 70

Verhaltenssüchte – Pathologisches Kaufen, Spielsucht und InternetsuchtProf. Dr. Dr. Astrid Müller, Dr. Klaus Wölfling, Dr. Kai W. Müller

Herausgeber der Reihe:

Prof. Dr. Kurt Hahlweg, Prof. Dr. Martin Hautzinger, Prof. Dr. Jürgen Margraf, Prof. Dr. Winfried Rief

Begründer der Reihe:

Dietmar Schulte, Klaus Grawe, Kurt Hahlweg, Dieter Vaitl

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Astrid MüllerKlaus WölflingKai W. Müller

Verhaltenssüchte – Pathologisches Kaufen, Spielsucht und Internetsucht

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Prof. Dr. med. Dr. phil. Astrid Müller, geb. 1963. Seit 2011 Leitende Psychologin und seit 2015 au-ßerplanmäßige Professorin an der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover. Forschungsschwerpunkte: Verhaltenssüchte, Essstörungen und Adipositas.

Dr. sc. hum. Klaus Wölfling, geb. 1971. Seit 2008 Psychologische Leitung der Ambulanz für Spiel-sucht an der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz und dort seit 2016 kommissarische Leitung des Schwerpunkts Medizinische Psychologie und Medizi-nische Soziologie. Forschungsschwerpunkte: Ätiologie und Behandlung der substanzungebundenen Suchterkrankungen, neurowissenschaftliche Korrelate von Suchterkrankungen, Wirksamkeitsforschung von Psychotherapie.

Dr. rer. physiol. Kai W. Müller, geb. 1979. Seit 2008 wissenschaftlicher und klinischer Mitarbeiter in der Ambulanz für Spielsucht der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Univer-sitätsmedizin Mainz. Forschungsschwerpunkte: Diagnostik von Verhaltenssüchten sowie der Identifi-zierung von spezifischen Risikofaktoren, Wirksamkeitsforschung psychotherapeutischer Verfahren bei Internet- und Glücksspielsucht.

Wichtiger Hinweis: Der Verlag hat gemeinsam mit den Autoren bzw. den Herausgebern große Mühe darauf verwandt, dass alle in diesem Buch enthaltenen Informationen (Programme, Verfahren, Men gen, Dosierungen, Applikationen, Internetlinks etc.) entsprechend dem Wissensstand bei Fertig-stellung des Werkes abgedruckt oder in digitaler Form wiedergegeben wurden. Trotz sorgfältiger Manuskript herstellung und Korrektur des Satzes und der digitalen Produkte können Fehler nicht ganz ausge schlossen werden. Autoren bzw. Herausgeber und Verlag übernehmen infolgedessen keine Ver-antwortung und keine daraus folgende oder sonstige Haftung, die auf irgendeine Art aus der Benut-zung der in dem Werk enthaltenen Informationen oder Teilen davon entsteht. Geschützte Warenna-men (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt.

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Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und straf-bar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Ein-speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KGMerkelstraße 337085 GöttingenDeutschland Tel. +49 551 999 50 0Fax +49 551 999 50 [email protected]

Satz: Beate Hautsch, GöttingenDruck: Media-Print Informationstechnologie GmbH, PaderbornPrinted in GermanyAuf säurefreiem Papier gedruckt

1. Auflage 2018© 2018 Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, Göttingen(E-Book-ISBN [PDF] 978-3-8409-2427-9; E-Book-ISBN [EPUB] 978-3-8444-2427-0)ISBN 978-3-8017-2427-6http://doi.org/10.1026/02427-000

PageEnd_IIIPageStart_IVProf. Dr. med. Dr. phil. Astrid Müller, geb. 1963. Seit 2011 Leitende Psy-chologin und seit 2015 außerplanmäßige Professorin an der Klinik für Psychosomatik und Psychothe-rapie der Medizinischen Hochschule Hannover. Forschungsschwerpunkte: Verhaltenssüchte, Essstö-rungen und Adipositas.

Dr. sc. hum. Klaus Wölfling, geb. 1971. Seit 2008 Psychologische Leitung der Ambulanz für Spiel-sucht an der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz und dort seit 2016 kommissarische Leitung des Schwerpunkts Medizinische Psychologie und Medizi-nische Soziologie. Forschungsschwerpunkte: Ätiologie und Behandlung der substanzungebundenen Suchterkrankungen, neurowissenschaftliche Korrelate von Suchterkrankungen, Wirksamkeitsforschung von Psychotherapie.

Dr. rer. physiol. Kai W. Müller, geb. 1979. Seit 2008 wissenschaftlicher und klinischer Mitarbeiter in der Ambulanz für Spielsucht der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Univer-sitätsmedizin Mainz. Forschungsschwerpunkte: Diagnostik von Verhaltenssüchten sowie der Identifi-zierung von spezifischen Risikofaktoren, Wirksamkeitsforschung psychotherapeutischer Verfahren bei Internet- und Glücksspielsucht.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

1 Beschreibung der Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

1.1 Bezeichnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

1.2 Definition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

1.3 Epidemiologische Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

1.4 Verlauf und Prognose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

1.5 Differenzialdiagnose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

1.6 Komorbidität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

1.7 Diagnostische Verfahren und Dokumentationshilfen . . . . . . . . . . . . . . 25

2 Störungstheorien und -modelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

2.1 Risikofaktoren und Störungsmodell für pathologisches Kaufen . . . . 33

2.2 Risikofaktoren und Störungsmodell für Spielsucht . . . . . . . . . . . . . . . . 36

2.3 Risikofaktoren und Störungsmodell für Internetsucht . . . . . . . . . . . . . 39

3 Pathologisches Kaufen (Astrid Müller) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

3.1 Diagnostik und Indikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

3.1.1 Hinweise zur Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

3.1.2 Hinweise zur Indikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

3.2 Behandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

3.2.1 Darstellung der Therapiemethoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

3.2.2 Rahmenbedingungen und Therapieziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

3.2.3 Aufbau von Änderungsmotivation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48

3.2.4 Vorbereitung der Verhaltensanalysen – Das Kaufprotokoll . . . . . . . . 49

3.2.5 Verhaltensanalysen und funktionales Bedingungsmodell . . . . . . . . . . 51

3.2.6 Umgang mit Kaufstimuli . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52

3.2.7 Exposition in vivo mit Reaktionsverhinderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53

3.2.8 Selbstkonzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53

3.3 Wirkungsweise der Methoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

3.4 Effektivität und Prognose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

3.5 Varianten der Methode und Kombinationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

3.6 Probleme bei der Durchführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57

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Dr. sc. hum. Klaus Wölfling, geb. 1971. Seit 2008 Psychologische Leitung der Ambulanz für Spiel-sucht an der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz und dort seit 2016 kommissarische Leitung des Schwerpunkts Medizinische Psychologie und Medizi-nische Soziologie. Forschungsschwerpunkte: Ätiologie und Behandlung der substanzungebundenen Suchterkrankungen, neurowissenschaftliche Korrelate von Suchterkrankungen, Wirksamkeitsforschung von Psychotherapie.

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VI

4 Spielsucht (Klaus Wölfing) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58

4.1 Diagnostik und Indikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58

4.1.1 Hinweise zur Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59

4.1.2 Hinweise zur Indikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59

4.2 Behandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60

4.2.1 Darstellung der Therapiemethoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60

4.2.2 Setting und Rahmenbedingungen der stationären und ambulanten Behandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60

4.2.3 Aufbau von Änderungsmotivation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

4.2.4 Vorbereitung der Verhaltensanalysen – Das Wochenprotokoll zum Glücksspielverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

4.2.5 Verhaltensanalysen und funktionales Bedingungsmodell . . . . . . . . . 63

4.2.6 Entwicklung und Verständnis eines individuellen Entstehungsmodells: TRIAS-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64

4.2.7 Exposition in vivo mit Reaktionsverhinderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66

4.3 Wirksamkeit der Methoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67

4.4 Probleme bei der Durchführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68

5 Internetsucht (Kai W. Müller) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68

5.1 Diagnostik und Indikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68

5.1.1 Anamnese und Zielvereinbarung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68

5.1.2 Indikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72

5.2 Darstellung der Therapiemethoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73

5.3 Wirkungsweise der Methoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75

5.4 Effektivität und Prognose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76

5.5 Varianten der Methode und Kombinationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77

5.6 Probleme bei der Durchführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78

6 Fallbeispiel: Internetsucht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79

7 Weiterführende Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83

8 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84

9 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88

Arbeitsblatt: Selbstkonzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88

Kaufprotokoll . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89

Wochenprotokoll zum Glücksspielverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

Verhaltensanalyse des Glücksspielverhaltens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

Das individuelle Entstehungsmodell: TRIAS-Modell . . . . . . . . . . . . . . . 92

Verhaltensprotokoll über Nutzungszeiten und vorausgehende Bedingungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93

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VII

Karten

Einstiegsfragen zur Exploration von pathologischem Kaufen

Beispielfragen zur Exploration von pathologischem Glücksspiel

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1

Vorwort

Substanzungebundene Abhängigkeitserkrankungen rücken in den letzten Jah-ren immer mehr in den Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen. Folglich fanden die sogenannten Verhaltenssüchte 2013 auch Eingang in die 5. Auf-lage des Diagnostischen und Statistischen Manuals für Psychische Störungen (DSM-5) (APA, 2013). Bislang wird allerdings nur die „Gambling Disorder“ als eigenständiges Krankheitsbild im Kapitel der Suchterkrankungen „Subs-tance-Related and Addictive Disorders“ geführt. Kaufsucht und Internetsucht fanden hingegen noch keinen Eingang in das Klassifikationssystem. Ledig-lich die „Internet Gaming Disorder“ – eine spezifische Subform der Internet-sucht – wird als vorläufige Forschungsdiagnose im Anhang des DSM-5 gelis-tet.

Obgleich der akademische Diskurs um das Konzept und die passende noso-logische Einordnung von Verhaltenssüchten anhält, besteht zunehmend Ei-nigkeit darüber, dass es sich um relevante psychische Störungen handelt, die den substanzungebundenen Abhängigkeitserkrankungen zugerechnet wer-den können.

Zwar verdeutlicht die aktuelle Studienlage, dass es sich bei den Verhaltens-süchten um relativ häufige und auch behandlungsbedürftige Störungsbilder handelt. Gleichwohl ist die Versorgungslage immer noch sehr lückenhaft, weswegen die Betroffenen in der Regel unverhältnismäßig lange nach einem Therapieplatz suchen müssen. Das vorliegende Buch soll dazu beitragen, diese Lücke zu schließen, indem es sich den folgenden spezifischen Verhaltens-süchten widmet: dem pathologischen Kaufen, der Spielsucht und der Inter-netsucht. Für diese drei Verhaltenssüchte scheint in der Bevölkerung eine be-sonders hohe Gefährdung zu bestehen. In diesem Band werden nach einem allgemeinen Teil störungsspezifische kognitiv-behaviorale Therapieansätze vorgestellt, die sich als praktikabel und wirksam erwiesen haben.

Hannover und Mainz, Frühjahr 2018 Astrid Müller, Klaus Wölfling und Kai W. Müller

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Aus A. Müller, K. Wölfling und K. W. Müller: Verhaltenssüchte – Pathologisches Kaufen, Spielsucht und Internetsucht (9783840924279) © 2018 Hogrefe Verlag, Göttingen.

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1 Beschreibung der Störungen

Fallbeispiel: Pathologisches Kaufen – Frau A. (35 Jahre)

Frau A. erscheint auf Anraten einer Freundin zum ersten Termin in der Ambulanz, sie scheint völlig aufgelöst zu sein und weint. Letzten Monat habe der Ehemann von Frau A. nach 10 Jahren Ehe die Scheidung einge-reicht, weil sie ihn bezüglich ihrer Einkäufe belogen, Rechnungen sowie Mahnungen ignoriert und Einkäufe versteckt habe. Durch ständiges Ein-kaufen habe sie eine Verschuldung im fünfstelligen Bereich verursacht. Ihr Kaufverhalten sei in den letzten Jahren völlig entgleist. Sie habe vor allem im Internet zahllose Bestellungen getätigt und ca. zwei- bis drei-mal pro Woche Kleidung, Schuhe usw. für sich oder ihre Kinder bestellt, weit mehr als sie und die Kinder gebraucht hätten, und obwohl sie schon längst das Geld dafür nicht mehr hatte. Während des Aussuchens und Be-stellens habe sie sich gefreut, sei ganz aufgeregt gewesen, und sie habe sich und den Kindern eine Freude bereiten wollen. Kaufen sei oft das Ein-zige, was sie entspanne, beruhige oder von Problemen ablenke. Frau A. glaubt, dass sie die vielen Kleidungsstücke vielleicht auch gekauft habe, um anderen zu imponieren. Dabei habe sie die meisten Kleidungsstücke im Schrank liegenlassen, anstatt sie zu anzuziehen, zum Teil noch mit Preisschildern versehen. Die Einkäufe habe sie ab einem bestimmten Punkt wegen des schlechten Gewissens und der Schuldgefühle und vor allem wegen der finanziellen Probleme verheimlicht. Manchmal habe sie nicht mal mehr die Strom- und Gasrechnungen begleichen können. Sie habe mitunter sogar heimlich auf den Namen von Familienangehörigen Bestellungen ausgelöst, nur um etwas zu bestellen, und dann habe sie die Waren nicht bezahlen können. Die mit der Kaufsucht verbundenen Lügen haben dazu geführt, dass sowohl ihre Eltern als auch ihre Geschwister und nun auch ihr Ehemann mit ihr gebrochen haben.

Fallbeispiel: Glücksspielsucht – Herr D. (28 Jahre)

Herr D., ein im Vertrieb eines bundesweit agierenden Unternehmens An-gestellter, sucht auf eigene Initiative in Begleitung seines Bruders in der Ambulanz für Spielsucht Hilfe wegen seines exzessiven, für ihn nicht mehr kontrollierbaren Glücksspielverhaltens. Der Patient berichtet, seit etwa 7 Jahren an gewerblichen Spielautomaten zu spielen. Zum letzten Mal habe er am Vortag gespielt und dabei fast den gesamten Lohn, den

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er an diesem Tag erhalten habe, in einer einzigen Spielsession verloren. Sein Spielverhalten habe über die Jahre an Intensität gewonnen; öfters habe er schon versucht, das Spielen selbstständig einzuschränken, nie sei ihm das längerfristig gelungen. Immer wieder habe er sich auch klei-nere Geldbeträge von Verwandten, Freunden und Bekannten geliehen, die er zumeist nicht zurückzahlen konnte. So hätten sich vor allem in seiner Familie viele kleinere Konflikte aufgrund seines Spielverhaltens ergeben. Besonders belaste ihn aber, dass er auch seine Partnerin über das Ausmaß seines Spielverhaltens belüge. Etwa 14 Tage bevor er Hilfe suchte, hätte er 3.000 Euro aus einem Kredit, den er für einen gemein-samen, lange geplanten Urlaub mit seiner Partnerin aufgenommen hätte, innerhalb von wenigen Tagen verspielt. Ursprünglich sollte dieser Ur-laub zur „Versöhnung und Wiedergutmachung“ für sein schlimmes Ver-halten dienen. Dieser Umstand habe ihn erschreckt, er habe mit sich gerungen, einen weiteren Kredit aufzunehmen, um den Sachverhalt ver-heimlichen zu können, sich aber doch entschlossen, seiner Partnerin „reinen Wein einzuschenken“. Aufgrund der großen Enttäuschung, die er seiner Partnerin zugefügt habe, hätte er sich so schlecht gefühlt, dass er nun bereit sei, endlich etwas gegen seine Spielsucht zu unternehmen. Seitdem er „reinen Tisch“ gemacht habe, sei er nun auch nicht mehr so sehr gedanklich vom Glücksspiel eingenommen wie früher, trotzdem habe er unerklärlicherweise zuletzt den Lohn für den gesamten Monat verspielt. Angefangen habe alles mit zunächst sporadischen Besuchen in der örtlichen Spielothek seines Heimatortes. Zusammen mit seinen Freunden aus der Jugendzeit hätten sie sich dort die Zeit vertrieben und auf kleinere Gewinne gehofft. Nach und nach sei er jedoch auch allein in Spielstätten gegangen und habe mit immer größeren Einsätzen ge-spielt. Als er seine Partnerin vor drei Jahren kennenlernte sei er aus heu-tiger Sicht „bereits hoffnungslos dem Spiel verfallen“ gewesen. Getraut hätte er sich aber die ganze Zeit nicht, seiner Freundin die Sucht zu of-fenbaren, weil er Angst hatte, sie zu verlieren. So sei es immer wieder zu Beziehungskrisen gekommen, die aus Streits und seiner gereizten Art entstanden seien, nachdem er im Spielcasino verloren hätte. Insgesamt würden sich seine Schulden mittlerweile auf etwa 17.000 Euro belau-fen, die zum Teil bei der Bank bestünden, aber auch bei den Eltern und Bekannten wären Summen zu begleichen. Er wisse nun nicht mehr wei-ter, weil er durch den verlorenen Monatslohn „vor dem Nichts“ stehe und noch mehr Angst habe, seine Partnerin zu verlieren.

Fallbeispiel: Internetsucht – Herr B. (24 Jahre alt)

„Ich habe in den letzten drei Jahren meines Lebens eigentlich gar kein Leben im engeren Sinne geführt. Ich weiß aber noch, wie sich ein rich-tiges Leben anfühlt – und dieses Gefühl möchte ich wiederhaben“, lau-

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tet die Eröffnung des alleinstehenden Studenten der Biologie im Erstge-spräch. Dieser stellt sich aufgrund exzessiver Nutzungszeiten von On-line-Computerspielen von durchschnittlich neun Stunden pro Tag in einer Spezialsprechstunde vor. Im Verlauf des Gesprächs schildert er, dass er zu Beginn des Studiums nach dem Umzug in eine neue Stadt damit begonnen habe, ein damals sehr beliebtes Online-Rollenspiel zu spielen. Er habe vornehmlich gespielt, um sich in dieser Zeit des Um-bruchs und der Unwägbarkeiten, die seine neue Lebenssituation mit sich gebracht habe, von dem Alltagsstress abzulenken. Er erinnert sich, dass es ihm zum damaligen Zeitpunkt nicht gut gelungen sei, rasch neue so-ziale Kontakte zu knüpfen. Gleichzeitig habe sich der Kontakt zu seinem alten Freundeskreis immer stärker ausgedünnt, was ihn sehr bedrückt und zu Einsamkeitsgefühlen geführt habe. Im Spiel habe er hingegen schnell eine ganze Reihe neuer Bekanntschaften knüpfen können und insbesondere vor dem Hintergrund wenig zufriedenstellender Leistun-gen im Studium sei es ihm immer wichtiger geworden, im Spiel immer größere Erfolge verbuchen zu können. Die Nutzungszeiten hätten sich schnell gesteigert und bald ein exzessives Ausmaß angenommen. Er habe begonnen, Seminare zu versäumen und immer weniger Zeit für die Vorbereitung auf Klausuren zu verwenden, was dazu geführt habe, dass er in immer mehr Kursen durchgefallen sei. Seinen Eltern habe er vor-gespielt, dass er im Studium gut vorankomme, damit er von diesen wei-ter finanziell unterstützt werde, eine Lüge, die ihn zunehmend belastet habe. Nachts habe er selten Schlaf gefunden und sei immer häufiger „stumpf vor dem Bildschirm versackt“. Für den Zustand seiner Wohnung müsse er sich im Nachhinein schämen  – diese sei im Laufe der Zeit immer unwohnlicher geworden und phasenweise nahezu vermüllt ge-wesen. Der Anruf seiner jüngeren Schwester, die gerade das Abitur ge-macht hatte, sei der Anlass für die Vorstellung des Patienten in der Spe-zialsprechstunde gewesen. Diese wolle nun studieren und habe sich erkundigt, wie es in seiner Stadt sei, wie sich das Studentenleben ge-stalte und wie er die Uni fände. Er sei daraufhin mitten im Gespräch in Tränen ausgebrochen und habe seiner Schwester alles anvertraut. Diese habe ihn daraufhin besucht und ihm zu einer psychotherapeutischen Be-handlung geraten.

1.1 Bezeichnungen

Pathologisches Kaufen hat noch keinen Eingang in eines der gängigen Klas-sifikationssysteme für psychische Störungen gefunden, obwohl es sich um ein schon lange bekanntes und durchaus häufiges Phänomen, das immensen Lei-densdruck bei den Betroffenen und ihren Angehörigen verursacht, handelt.

Pathologisches Kaufen

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Kraepelin (1909) beschrieb bereits vor einem Jahrhundert entgleistes Kauf-verhalten in seinen Ausführungen zum „Impulsiven Irresein“ und wählte dafür den Begriff Oniomanie. Das Wort setzt sich aus zwei griechischen Wort-bestandteilen zusammen. Dabei steht ωνιο für Kaufen und μανια für ausge-prägte Leidenschaft, Trieb oder den Zwang etwas zu tun. Im deutschsprachi-gen Raum werden inzwischen die Begriffe pathologisches Kaufen oder Kaufsucht am häufigsten verwendet, um das Störungsbild zu benennen. In der englisch-sprachigen Literatur wird meistens der Begriff Compulsive Buying benutzt. Diese Bezeichnung ist allerdings irreführend, da es sich eben nicht um patho-logisches Verhalten im Sinne einer Zwangsstörung handelt. Andere englische Begriffe sind Pathological Buying, Shopping Addiction oder Buying Disorder. Die Vielzahl der Bezeichnungen spiegelt die verschiedenen theoretischen Ansätze und die bisherige Unsicherheit bezüglich der korrekten nosologischen Ein-ordnung von pathologischem Kaufen wider. So gingen viele Autoren lange Zeit davon aus, dass es sich um eine Zwangsspektrumsstörung oder eine Im-pulskontrollstörung handelt. In letzter Zeit wird vermehrt auf die Ähnlichkei-ten mit substanzgebundenen Abhängigkeitserkrankungen rekurriert, da re-zente Studien zeigen konnten, dass für Abhängigkeitserkrankungen (z. B. Alkoholabhängigkeit) typische Muster auch bei Patienten mit pathologischem Kaufen nachweisbar sind. Gemäß diesem Ansatz werden im Folgenden die Bezeichnungen Pathologisches Kaufen und Kaufsucht präferiert und synonym verwendet.

Pathologisches Spielen wurde erstmals mit Erscheinen der dritten Revision des Diagnostischen und Statistischen Manuals (DSM-III-R; APA, 1987) im angloamerikanischen Raum als psychische Diagnose eingeführt. Bereits seit den 1980er Jahren werden der gewählte Term, die dazugehörigen diagnosti-schen Kriterien und die Einordnung als Impulskontrollstörung wissenschaft-lich, klinisch und aus der therapeutischen Perspektive kritisch diskutiert. Seit mehreren Jahrzehnten sind zudem die Bezeichnungen Glücksspielsucht bzw. Spielsucht in der Bevölkerung und in weiten Kreisen von Ärzten und Psycho-logen gebräuchlich. Auch heutzutage wird der Begriff Glücksspielsucht weit verbreitet verwendet. Dabei wird implizit auf die klinisch-phänomenologi-sche Ähnlichkeit zwischen substanzgebundenen (z. B. Alkoholabhängigkeit) und substanzungebundenen Abhängigkeitserkrankungen hingewiesen. Mit der Veröffentlichung des DSM-5 (APA, 2013) wurde diese Sichtweise auf in-ternationaler Expertenebene unterstützt. Die im Englischen neu benannte Störung Gambling Disorder wurde nicht wie bisher unter den Impulskontroll-störungen eingruppiert, sondern – eher der Suchthypothese folgend – im Ka-pitel „Störungen im Zusammenhang mit psychotropen Substanzen und ab-hängigen Verhaltensweisen“ (Substance-Related and Addictive Disorders) geführt.

Spielsucht

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